konnte ich mich bei meinem Großvater als zum Hauptmann befördert
melden. Er drückte mir die Hand, sah mich mit seinem freundlich-
ernsten Blick an und sagte dann lächelnd: „Meine Leibkompagnie
war gut.“ Seit dem Augenblick wußte ich, was es heißt, stolz auf
eigene Leistung zu sein. n
Am 1. April 1880 wurde mir die selbständige Führung der
2. Kompagnie des Ersten Garderegiments zu Fuß übertragen, ein
halbes Jahr später, am 7. August, erfolgte dann auch meine Er-
nennung zum Kompagniechef. Es war die erste Stelle, die ich unter
eigner Berantwortung auszufüllen hatte. Mein Vorgänger, Haupt-
mann Freiherr v. Wangenheim, hatte die Kompagnie mit aller Sorg-
falt ausgebildet, in musterhafte Disziplin gebracht und ihre innere
Verwaltung mit Hilfe des trefflichen Feldwebels Schumann zu un-
gewöhnlicher Höhe entwickelt.
Meine Kompagniechefszeit gehört mit zu den schönsten Erinne-
rungen meines militärischen Lebens, besonders wegen des engen Zu-
sammenhalts mit meinen Grenadteren, für deren Ausbildung, Diszi-
plin und Wohl zu sorgen mir stets eine liebe Aufgabe war. Der
Gelddienst und das Schießen wurden eifrig betrieben, und bei der
Regiments= und Brigadevorstellung im Frühfahr hatte ich meine
Kompagnie bereits sicher in der Hand. Mein Grundsatz war, ledig-
lich an das Ehrgefühl und das Verständnis meiner Grenadiere zu
appellieren: unsere Kompagnte müßte die beste des Negiments sein
im Exerzieren, Schießen, Turnen, Felddienst, vor allem aber im
Wachtdienst, außer Dienst müßte die Haltung meiner Grenadiere
derart sein, daß man überall ste als der zwelten Kompagnte ange-
hörig erkenne. Insbesondere der Wachtdienst spielte eine Hauptrolle
in der Ausbtldung der Truppe, denn gerade dieser Dienst ist hervor-
ragend geeignet, den Mannschaften Pflichterfüllung und Verantwor-
tungsgefühl anzuerziehen, was sie zu selbständigem Handeln befähigen
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