wenig militärischen Stellung nahm er durch die Ohren seines Pferdes
hindurch die Order mit seiner Beförderung entgegen. Immer noch
unwirsch fragte er mich, wer ich eigentlich sei? Ich antwortete stramm
militärisch: „Ordonnanzoffizier des Kommandierenden Generals, Prinz
Wilhelm von Preußen, der Enkel dessen, von dem ich die Ehre habe, diese
Kabinettsorder zu überbringen.“ Der General war sprachlos vor Er-
staunen, doch ehe er sich gesammelt hatte, war ich schon auf und davon.
Nach dem Manöver empfing ich die Allerhöchste Kabinettsorder,
die mich mit der Führung des I. Bataillons des Ersten Garde-
regiments zu Fuß beauftragte.
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Am 20. Oktober 1883 trat ich beim Ersten Garderegiment zu
Guß die Führung des J. Bataillons an.
Zu derselben Zeit erhielt mein Bater den Befehl, den Besuch
des Königs von Spanien, der den Kaisermansvern bei Homburg
beigewohnt hatte, zu erwidern. Mein Bater hatte dem Kaiser den
Wunsch ausgesprochen, mich mitzunehmen, ohne daß ich davon Kennt-
nis hatte. Wer beschreibt meinen Schreck, als bei der nächsten Ge-
legenheit mein Großvater mir sein Mißfallen zum Ausdruck brachte,
daß ich „gleich nach Antritt eines so wichtigen Kommandos eine Ver-
gnügungsreise nach Spanien machen wolle“! Ich meldete dies so-
fort meinem Bater mit der Bitte, von meiner Beteiligung an der
Reise abzusehen, zog mir aber dadurch seine Ungnade zu. Ich hielt
es trotzdem für meine Pflicht, die Aussichten auf das schöne Spanien
mit dem Kasernenhof und dem Exerzierplatz zu vertauschen.
Im Winter 1883/84 stellte mir der Regimentskommandeur Oberst
v. Lindequist die Aufgabe, einen Bortrag aus der Kriegsgeschichte
des Altertums zu halten. Durch den damals beim Regiment zur
Dienstleistung eingezogenen ehemaligen Erzieher meines Bruders
Waldemar, Dr. Hans Delbrück, den späteren bekannten Professor
und Geschichtschreiber, wurde sch mit den neuen Forschungen über
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