Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Das Jahr 1885 glich in dienstlicher Beziehung im allgemeinen 
dem vorhergehenden. Am 2. September 1887 wurde ich unter Ent- 
hebung von der Führung des I. Bataillons mit der Führung des 
Ersten Garderegiments zu Fuß während der Herbstübungen beauf- 
tragt. Dies gab mir Gelegenheit, wiederholt mit dem Dioislons- 
kommandeur, General v. Schlichting, zu verkehren. Er legke vor 
allem hohen Wert auf geschickte Geländebenutzung, besonders der 
Schützen, ohne Rücksicht auf Richtung, die damals immer noch eine 
gewisse Rolle spielte. Die Ubung schloß mit einem Angriff auf die 
Hakenberge östlich von Berlin, zu dem Exzellenz v. Schlichting das 
Erste Garderegiment zu Fusß unter meiner Führung aus der Reserve 
vorziehend einsetzte. Der Sturm wurde ausgeführt und gelang unter 
den Augen meines Baters. 
Während des Kaisermanövers wurde ich zum Stab des Generals 
v. Obernitz, Kommandierendem General des XIV. Armeekorps, kom- 
mandiert. In dem abwechslungsreichen Gelände zwischen Karlsruhe 
und Ettlingen zeigten sich die Truppen in bester Verfassung. Die 
von Oberst Edler von der Planitz, dem späteren Generalinspekteur 
der Kavallerke, kommandierte Kavalleriebrigade zeichnete sich durch 
schneidige Attacken besonders aus. Auf der Höhe von Ettlingen erhielt 
ich am 16. September, dem letzten Manövertage, die Allerhöchste 
Kabinettsorder mit der Ernennung zum Kommandeur des Garde- 
Husarenregiments unter Beförderung zum Oberst. Planitz war der 
erste, der mir gratulserte. 
Anläßlich meiner persönlichen Meldung im Schloß zu Karlsruhe 
sagte mir mein Großvater, in der Gardekavallerte würde gespielt, und 
auch die Garde-Husaren sollten dabei beteiligt sein. Ich hätte die Spiel- 
sucht mit aller Energie zu bekämpfen, er mache mich mit meinem Kopfe 
dafür verantwortlich, daß mein Offizierkorps von diesem Laster be- 
freit werde und zu altpreußischer Soliditäkt und Einfachheit zurückkehre. 
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