auf dem Kreuzberg. Im Frühfahr konnte ich diese bestchtigen, so-
weit sich der Kommandierende General die Besichtigung nicht vor-
behielt. Die Strammheit und Exaktheit beim Exerzieren waren vor-
bildlich. n
Kaum sechs Wochen nach meiner Ernennung zum General schloß
mein Großvater die müde gewordenen Augen zum ewigen Schlafe.
Wie sehr mich dieser Verlust nicht nur als Enkel, sondern auch als
Soldat getroffen, kann ich nicht schildern. Von meiner frühesten
Jugend an hatte der hohe Herr meine milktärische Entwicklung mit
unendlicher Liebe und Güte verfolgt. Alles was ich geworden bin,
war sein Werk. Nun, da er dahinging, war ich meines Vorbildes
und Leiters beraubt.
II.
In einem früheren Kapitel habe ich bereits erzählt, daß ich die
nachmalige Kaiserin als Kind in Reinhardsbrunn kennen gelernt
und mit ihr gespielt habe. Ich erwähnte auch, daß ihr Vater,
Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein-Augustenburg, seit langen
Jahren mit meinem Vater befreundet war, sie hatten zusammen im
Ersten Garderegiment zu Fuß gestanden und, wie ich glaube, wohl
auch zusammen in Bonn studiert. Er war ein vornehmer, liebens-
würdiger Herr und hatte ungefähr die Art des Großherzogs von
Baden. Die Familie war oft bei uns zu Besuch, ich vermerkte in
meiner Darstellung den vom Herbst 1878 und trage hier den meinigen
in Gotha einige Monate vorher nach. Im Aprkl 1879 begab ich
mich nach Görlig zur Auerhahnsagd und benutzte die Gelegenheit,
um die herzogliche Familie in dem unweit gelegenen Primkenau
aufzusuchen. Bei diesem Besuch wurde mein lange im siillen ge-
hegter Wunsch in mir zum festen Entschluß.
Die Wahl meines Herzens stieß nicht nur auf keinen Widerstand
bei meinen Eltern, sondern fand deren vollen Beifall, und es war
224