Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

flir mich ein unendlich beglückendes Gefühl, in dieser Frage ganz 
mit ihnen zu harmonieren. So konnte ich darangehen, den er— 
sehnten Bund zu schließen, als ein harter Schicksalsschlag sich der 
öffentlichen Verkündung desselben in den Weg stellte: am 14. Januar 
1880 starb Herzog Friedrich; die Berlobung wurde daher am 14. Fe- 
bruar nur in aller Stille begangen. Erst am 2. Zuni hat mein 
Großvater das Ereignis in Babelsberg verkündigt. Am 27. Februar 
des folgenden Jahres trat ich mit meiner Braut vor den Altar des 
Herrn. 
Ich war damals als Hauptmann zur Leibkompagnie kommandiert, 
es ist daher angebracht, des bedeutungsvollen Ereignisses vornehm- 
lich unter diesem Gesichtspunkt zu gedenken. Am Tage vor meiner 
Hochzeit durfte ich die Kompagnie durch das Brandenburger Tor die 
Linden entlang nach dem Schloß führen, überall von der Menge, 
die den Einzug der Prinzessin Auguste Bikkoria erwartete, freundlich 
begrüßt. Im Schloßhof erwiesen wir als Ehrenwache der eintreffen- 
den Prinzessin die Honneurs. Mein seliger Bater, der meine Braut 
beim Aussteigen aus dem Wagen empfing, reichte ihr den Arm und 
führte sie an der Front meiner Grenadiere, die wie die Bildsäulen 
unter präsentiertem Gewehr standen, entlang und stellte sie ihnen als 
ihre zukünftige Kompagniemutter vor. Am nächsten Tage fand die 
feierliche Bermählung statt. Ich behielt des Dienstes wegen meine 
Wohnung im Stadtschloß zu Botdam zunächst bei, dann siedelten 
wir in das Marmorpalais über. Im Kreise einer zahlreichen, ge- 
sund heranwachsenden Kinderschar erblühte uns das schönste Familien- 
glück. . 
Was die verewigte Kaiserin mir als Lebensgefährtin und meinem 
Volke als Landesmutter in vier Jahrzehnten, in guten und bösen 
Tagen, gewesen ist, steht unauslöschlich in meinem Herzen eingegraben. 
Die Sprache ist zu arm, um der Dankbarkeit und Verehrung Aus- 
druck zu geben, die ich der Berewigten schulde. Sie hat wahrlich 
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