und Atlantis auf ihn aufmerksam, er habe auch große musikalische
Begabung und könne seine in nordischem Stil gedichteten und kom-
ponierten Balladen ausgezeichnet vortragen. Aus seiner Fähnrichs-
zeit beim Regiment der Gardes du Corps war Eulenburg befreundet
u. a. mit dem Oberst v. Kalckstein, General v. Kessel vom Ersten
Garderegiment zu Fuß, mit General v. Moltke aus demselben Re-
giment und mit dem Grafen, späteren Fürsten Richard zu Dohna-
Schlobitten vom Regiment der Gardes du Corps, alles Herren, mit
denen auch ich in näherem Verkehr stand, sie alle schätzten Eulenburg
sehr hoch. Auch Fürst Bismarck hatte den „nordischen Barden Phili“
sehr gern, und die Fürstin pflegte seinen Balladen mit großer An-
dacht zu lauschen.
Als ich im Sommer 1886 mit meiner Frau zur Kur in Reichen-
hall weilte, war Eulenburg eine Zeitlang bei uns zu Besuch und
erfreute uns des Abends durch Klavierspiel und Borträge seiner
Balladen eine der schönsten, die den Untergang von Atlantis besingt,
wurde mein Lieblingsstück. Er war gleich mir ein großer Natur-
schwärmer, und auf langen Spaziergängen in der schönen Umgebung
von NReichenhall haben meine Frau und ich anregende Unterhaltungen
über Kunst, Musik und Literatur mit ihm führen können, besonders
bewandert zeigte er sich in der italfenischen Renaissancce. Er war
auch mit vielen namhaften Künstlern in München bekannt oder be-
freundet und wußte interessant aus ihrem Leben und von ihren Arbeiten
zu erzählen. Als Diplomat besaß er ein gesundes Urteil über die
politischen Aufgaben und Z#ele Deutschlands, das mit dem meinen,
soweit ich mir ein solches bereits hatte bilden können, weitgehend
tbereinstimmte. Ausgezeichnet war Eulenburg durch sein Erzähler-
talenk. Er gehörte zu den glücklichen Leuten, denen stets, vornehmlich
auf Reisen, etwas Komisches zustößt, und die das auch in geeigneter
Form darzustellen verstehen. So erregten seine humorvollen, oft
mst feiner Selbstironie gewürzten Schilderungen immer allgemeine
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