Heiterkeit. Von Reichenhall aus begleitete mich Eulenburg damals
auch zu den Festspielen nach Bapreuth, da er ein begeisterter Wagner-
anhänger und guter Bekannter der Familie Wagner war. Seiner
Vermittlung danke ich es, daß ich das Haus und das Grab Wagners
besuchen sowie seine Familie kennen lernen konnte. Des Abends
lauschten wir gemeinsam den Aufführungen von „Tristan und Isolde“
und vor allem des „Parsifal“, der einen überwältigenden Eindruck
auf mich machte.
Eulenburg brachte mich auch in das Atelier des kurz zuvor ver-
storbenen Malers v. Piloty, wo ich das prachtvolle, im Auftrage
des preußischen Kultusmintsteriums gemalte Bild „Der sterbende
Alexander"“ in Augenschein nehmen konnte. Bei dieser Gelegenheit
erfuhr ich zu meinem Erstaunen, daß, da der Kopf des Königs nicht
vollendet war, die Nationalgalerie die Annahme des Bildes zu ver-
weigern beabsichtige, wenn es nicht durch einen anderen Künstler noch
„fertiggemalt" werde. Piloty war vor diesem Bilde vom Tode
überrascht und so an der Vollendung gehindert worden, es war da-
ber meiner Meinung nach eine Pflicht der Pietät, das im übrigen
fertige Bild zu übernehmen, ohne es von einem anderen Künstler
„weitermalen“ zu lassen. Ich ließ an meinen Bater, der Protektor
der Königlichen Museen und Galerien war, eine Meldung abgehen,
in der ich den nachhaltigen Eindruck schilderte, den das Bild auf
mich gemacht hatte, und bat ihn, sich des Gemäldes anzunehmen.
Dem energischen Eingreifen meines Baters ist denn auch der Besis
dieses schönen Kunstwerkes zuzuschreiben.
Ich verdanke Eulenburg vieles, was Kunst, Wissenschaft und
Llteratur, auch die Pflege schöner Geselligkeit betrifft. Wenn er in
unser Botsdamer Heim trat, war es stets, als flute Sonnenschein
in den Alltag. Der Freund, der er mir damals war, ist er Jahr-
zehnte hindurch in Treue geblieben. Was an den Anklagen ver-
schledenster Art ist, die gegen ihn erhoben werden, darüber wird
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