dereinst die Geschichte ihr Urteil fällen. Ich meinerseits werde ihm
stets ein dankbares Andenken bewahren.
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Des Generals v. Bersen, von dem ich bereits fn anderem Zu-
sammenhang kurz gesprochen habe, muß ich an dieser Stelle aus-
führlicher gedenken. Mein späterer Generaladjutant hatte sich in der
preußischen Reiterei einen Namen gemacht als Kommandeur des
12. Husarenregiments, nachdem er sich bereits als Generalstabsoffizier
in den Kriegen von 1866 und 1870 bewährt, dazwischen auch einen
Geldzug im Auslande mitgemacht hatte. Daraufbin erhielt er die
Garde-Kavalleriebrigade, der auch die Gardehusaren angehörten. Klein,
schmächtig, eine beinahe zierliche Gestalt, mit einem scharfgeschnittenen,
pockennarbigen Gesicht, war er ein verwegener Reiter, den ein wahrer
Feuergeist für seine Waffe beseelte. Die Pocken hatte er sich in
Südamerika während des Krieges zwischen Brasilien-Argentinien-
Uruguay einerseits und Baraguay anderseits geholt, ohne Bflege und
unter furchtbaren Strapazen entkam er damals nur mit knapper
Not der tödlichen Krankheit wie den Henkern des Präsidenten Lopez.
In seinen Außerungen war er kurz, klar und bestimmt, streng gegen
sich selbst, war er auch streng gegen seine Untergebenen und stellte
die höchsten Anforderungen an uns. Aber ein jeder von uns wußte,
daß, wenn ihm ein Unrecht geschehen war, er sich rückhaltlos für ihn
einsetzte. Alles in allem war er ein Edelmann vom Scheitel bis zur
Sohle, für den wir alle, Offlziere, Unteroffiziere und Mannschaften,
durch das Feuer gingen.
Relten konnte seine Brigade wie damals keine andere in der
Gardekavallerie! Er ließ für das Springen der Schwadronen Hinder-
nisse bauen, die nach den damaligen Begriffen recht schwer waren:
einen hohen Kletterwall, einen tiefen Klettergraben, in dem, wenn
ihn Regen ausgefüllt hatte, die Bferde bis zum Hals und die Reiter
bis zum Gürtel verschwanden, eine ziemlich hohe Mauer sowie eine
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