frommen und anderen Bemerkungen in sein Tagebuch eintrug, konnte
ich damals freilich nicht wissen.
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Den nachmaligen General à la suite v. Chelkus lernte ich bei
einem Divisionsmanöver der 1. Gardedivision in der Mark kennen.
Mein Regimentskommandeur Oberst v. Lindequist, unter dem ich
damals das I. Bataillon des Ersten Garderegiments zu Fuß führte,
hatte mir eine Einladung seiner Quartierswirte, Herrn und Frau
v. Bodenhausen, übermittelt. Bei diesen liebenswürdigen Menschen
traf ich unter den Gästen auch Leutnant v. Chelius von den Garde-
Husaren. Nach Cisch setzte er sich ans Klavier, und ich wurde
zum erstenmal in meinem Leben Zeuge seiner musikalischen Be-
gabung, seines großen technischen Könnens und seines umfangreichen
musikalischen Gedächtnisses, vermöge dessen er alle gewünschten Musik-
werke sofort ohne Noten spielen konnte. Er komponierte auch, doch
waren seine Leistungen auf diesem Gebiet nicht sehr bedeutend, viel-
leicht lag es daran, daß er zuviel Wagnermotive im Kopf hatte.
Denn er war ein begeisterter Wagner-Anhänger und als solcher einer
der Begründer des Berlin-Botsdamer Wagner-Bereins, dem auch
meine Frau und ich beitraten. Die von ihm in den Räumen der
Kriegsakademie für diesen Verein veranstalteten Wagner-Konzerte
waren ausgezeichnet. Er besaß eine weitreichende Kenntnis der Theater-
welt und wußte über die namhaften Sänger und Sängerinnen sowie
Kapellmeister Bescheid. Er ist viele Abende bei uns als gern gesehener
Gast im Hause gewesen und hat uns oftmals durch sein wundervolles
Spiel erbaut.
Bef alledem war Chelius ein bescheidener Mann, ein vortrefflicher
Offizier und von einem für seine Jahre ungewöhnlich gereiften Charak-
ter, der seinem Auftreten Ernst und Sicherheit verlieh. Dazu kamen
unbedingte Zuverlässigkeit und goldene Treue, man konnte auf ihn
wie auf einen Felsen bauen. Als bewährter Regiments-Adfutant
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