übernahm es auf meine Aufforderung hin, die Reise vorzubereiten,
und hat seine Aufgabe glänzend gelöst. Ich konnte bei der ersten
Reise auf dem Digermul-Kollen stehen und das herrliche nordische
Rundbild in Natur bewundern, das mich im Gemälde so mächtig
bewegt hatte. Von da an ist Güßfeldt mein treuer Begleiter auf
allen Nordlandsfahrten gewesen. Auch bei den „Fahrtgesellen“, wie
meine Begleiter sich scherzhaft nannten, war er sehr beliebt, da ihm
eine gute Dosis gesunden Humors zu eigen war. In einem an-
schaulich geschriebenen Buche hat er die Erlebnisse und Eindrücke
unserer Fahrten sowie fesselnde Beschreibungen des herrlichen Nord—
landes allgemein zusammengestellt, auch wertvolle Fingerzeige für das
deutsche reiselustige Publikum erteilt, dem Norwegen damals noch
eine unbekannte Größe war.
Auch in Potsdam und Berlin habe ich Güßfeldt oft bei mir ge—
sehen, und zumal bei den Verhandlungen über die Schulreform
manche Anregung von ihm empfangen. Der Verkehr mit Güßfeldt
ist für mich stets eine besondere Erquickung und Anregung gewesen,
da in den Hauptauffassungen des Lebens unsere Ansichten sich deckten
oder ergänzten. Er stand fest auf religiöser Grundlage, war über
den Parteistreit erhaben und gab seine Urteile ohne Boreingenommen-
heit ab, sie waren nichts als der Ausfluß seines gesunden Menschen-
verstandes und einer abgeklärten Lebensanschauung. Er war, was
der Engländer einen „Allround Man“ nennt, also das Gegenteil
von einem PBbilister.
Auf meine Anregung trat Güßfeldt als Reserveoffizier in das
Leib-Garde-Ousarenregiment über und wurde dort bald ein bei allen
ungemein beliebter Kamerad, der auch bei Tafel seinen Mann stand
und einen guten Trunk nicht verschmähte. Sein im Winter 1919/20
erfolgter Tod hat mich tief geschmerzk, denn in ihm verlor ich einen
der Altesten Getreuen, der mir schon aus meiner Prinzenzeit vertraut
war und die erste Nordlandreise mitgemacht hatte. Wieviele sind aus
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