Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Prinzen beim Auswärtigen Amt um ein Jahr verlängert und Seine 
Königliche Hoheit gleichzeitig in ähnliche Beziehung zunächst zu dem 
Ministerium der Finanzen gestellt würde, nachdem der Prinz in die 
Geschäfte der inneren Verwaltung bereits unter Leitung des Ober— 
präsidenten und Staatsministers Achenbach in Potsdam einen Ein- 
blick genommen hat“. In dem daraufhin ergangenen Erlaß vom 
folgenden Tage, der die bereits erwähnte Verlängerung meiner 
Dienstleistung im Auswärtigen Amt brachte, äußerte der Kaiser den 
Wunsch, daß ich auch in die Geschäfte des Ministeriums des Innern 
und der Finanzen eingeführt werde. Fünf Tage später teilte mir 
das Auswärtige Amt, zu dem ich kommandiert war, mit, daß an 
das Finanzministerium Mitteilung wegen meiner Beschäftigung dort 
ergangen, die Benachrichtigung des Innenministers dagegen „einst- 
weilen ausgesetzt“ sei. Durch die weitere Entwicklung der Dinge 
ist leider meine Unterweisung auch im Innenministerkum unterblieben, 
nur den Lehrgang im Finanzministerium habe ich noch erledigt. Am 
21. November billigte und genehmigte mein Großvater den ihm für 
mich vorgelegten Arbeitsplan. 
Ich habe im Finanzministerium im Winter 1887/88 ähnlich 
wie zuvor im Auswärtigen Amt gearbeitet, indem ich wöchentlich 
mehrmals von Potsdam hinüberfuhr, an den Sitzungen und den 
Arbeiten einzelner Referenten, besonders bei Ezzellenz Meinecke, teil- 
nahm oder mir vom Minister Vortrag halten ließ. Finanzmintster 
Scholz war ein sehr tüchtiger Fachbeamter, der auch mir gegen- 
über sein Bestes getan hat. Die trockene Materie aber, Finanzen, 
Steuern, Etat usw., vermochte er mir nicht schmackhaft und inter- 
essant zu gestalten. Ich habe mich erst in späteren Jahren mit 
diesen bedeutsamen Dingen mehr zu befreunden gelernt, als der ge- 
wandte Miquel das Mintsterium übernahm. 
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