Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

zeigte sich auch in der Unterhaltung, die stets in gedämpftem Ton 
geführt wurde. Einen tiefen Eindruck machte es auf mich, als am 
Schluß der Mahlzeit sich alle Anwesenden erhoben, der Regiments- 
kommandeur das Wohl der Königin mit den Worten: „Her Majesty 
the QOueen!“ ausbrachte, und alle Herren, ein jeder für sich, wieder- 
holten: „Ihe Queen!“) die meisten setzten dem noch hinzu: „God 
bless her!“, und dann leerten wir in feierlicher Stille die Gläser. 
So gedachte in würdiger und eindrucksvoller Weise am Schluß des 
Tages der britische Offizier seines Herrschers. 
Ein anderer Oheim von mir, der General Prinz Eduard von 
Weimar, lud mich auf einen Tag zu Besuch nach Portsmouth ein, 
wo er garnisonierte. Ich verbrachte in seinem gastlichen Hause ange- 
nehme Stunden, die durch Besuche von Kasernen und militärischen 
Anlagen sowie der Werft unterbrochen wurden. Auf letzterer habe 
ich unter anderen Schiffsneubauten auch die Panzerschiffe „Inflexible“ 
und „Dreadnought“ besichtigt“). Die „Inflexible“, ein sogenanntes 
Zitadellschiff mit 11 400 Tonnen Wasserverdrängung, damals das 
stärkste Banzerschiff der britischen Flotte, wurde später unter dem 
Kommando des Kapitäns Fisher, des nachmaligen berühmken 
Admirals, der Mittelmeerflotte zugeteilt. Auch das die Reede ver- 
teidigende, auf der äußersten Spitze einer langen Sandbank aus 
schweren Granitquadern erbaute Spitfort habe ich damals in Augen- 
schein genommen. 6 
Ein andermal bot sich mir die Möglichkeit, ein Bataillon der 
Scots Guards, das unter dem Kommando des Obersten Moncrieff 
in Windsor in Garnison stand und die zahlreichen Wachen in dem 
ausgedehnten Windsor Castile besetzen mußte, zu besuchen. Das 
Kasernement der Mannschaften war sehr einfach, man kann sagen, 
spartanisch, in den Stuben herrschte musterhafte Ordnung und pein- 
*) Vgl. Anhang Nr. 6. 
  
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