Er war ein mit schlagfertigem Witz begabter Schotte, der allen Dingen
die komische Seite abzugewinnen verstand, aber niemals ein Wort mehr
als nötig sprach. Als wir am ersten Abend nach unserer Ankunft
im Rauchzimmer behaglich versammelt waren und die bevorstehenden
festlichen Ereignisse besprachen, holte General v. Hahnke ein für die
Festlichkeiten gedrucktes Buch mit Instruktionen hervor und begann den
Abschnstt für den nächsten Tag zu studieren. Als General Me Neill
dies bemerkte, klopfte er ihm auf die Schulter und sagte dazu: „Xy
dear Hankey, if you intend to go by this bock, vou will always
be wrong, for everything will either be changed or has alreach
been changed.“*)
Mc Neills Voraussagen haben sich zu einem nicht geringen Tell
bewahrheitet. 3. B. war uns für das Bankett nach dem großen
Hofball die Zeichnung für die Sitzordnung an ovalen Tischen auf
die Zimmer gelegt worden. Als ich aber auf dem Hofball im Ge-
spräch mit einem der Zeremonienmeister Lord Mount Edgecumbe,
einem Freund meiner Mutter, der eine ihrer Brautsungfern geheiratet
hatte, zufällig die Sitzordnung erwähnte, kündigte er mir an, daß
statt der ovalen Tische ein offenes Viereck vorgesehen sei. Ein hinzu-
kommender jüngerer Zeremonienmeister griff das Thema auf und
fragte mich, ob ich etwas von Mathematik verstünde. Als ich das
kühn befahte, bemerkte er freundlich: „Dann rechnen Sie sich einmal
aus, wohin Sie bei der Verwandlung von zx ovalen Tischen in
ein offenes Biereck zu sitzen kommen!“ Das Ergebnis meiner mathe-
matischen Berechnungen beförderte mich an die Seite der dunkel-
häutigen Schwester des Königs Kala Kaua von Hawat) sie unter-
hielt sich mit mir angelegentlich in gutem Englisch, vornehmlich über
den Besuch ihres Bruders bei uns in Potsdam. Indes vermochten
*7) „Mein lleber Hahnke, wenn Sie dle Absicht haben, sich nach diesem Buch
zu richten, so werden Sie stets fehlgehen. Denn alles wird entweder geändert
werden oder ist berelts geändert worden!“
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