Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

berühmten Verfassers der „Letzten Tage von Bompesi“, die ich einst 
mit heller Begeisterung gelesen hatte. Auch der Herzog von Man- 
chester war anwesend, der als Schwager von General v. Alten 
ein stets gern gesehener Gast am Berliner Hofe war) ich hatte ihn 
zum ersten Male bei der von meinem Bater kommandierten PBarade 
des II. Armeekorps 1869 bei Stargard gesehen. Noch oft habe ich 
dankbar an diesen anregenden Abend unter dem gastfreien Dache 
Mr. Goschens zurückdenken müssen. 
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Gewaltig war der Eindruck am Jubiläumstage, als die Königin 
in offenem Wagen, eskortiert von der Gardekavallerie und einer 
Ehrenwache indischer Reiter, durch die in einen Fahnenwald ver— 
wandelten, mit Girlanden und Teppichen über und über geschmückten 
Straßen Londons von Buckingham Palace nach Westminster Abbey 
fuhr. Brausender, nicht endenwollender Jubel ihrer aus ganz Eng- 
land und aus allen Teilen des großen britischen Weltreichs zusammen- 
geströmten Untertanen grüßte die Königin. Vor ihrem Wagen ritten 
wir, ihre Söhne, ihre Enkel, die Gatten von Enkelinnen und ihre 
Schwiegersöhne, im ganzen 32 Fürsten. Besonders die hohe Gestalt 
meines Baters in seiner Basewalker Kürassieruniform zog aller Blicke 
auf sich, „ein wahrer Kriegsgott anzuschauen“. Es sollte das letzte- 
mal sein, daß ich ihn hoch zu Roß sah! Tief ergreifend war der 
Gottesdienst in der wundervollen Westminster Abbey, bei dem der 
ganze Pomp der anglikanischen Kirche entfaltet wurde. Am Schluß 
der Feierlichkeit huldigten wir alle der Königin, indem wir einzeln 
zum Handkuß herantraten, den sie mit herzlicher Umarmung erwiderte. 
Dieser Tag gab uns allen einen überwältigenden Eindruck von der 
Macht und Ausdehnung des Britischen Imperiums. 
Meine Großmutter ließ in der Folge ein großes Bild von der 
Geier in Westminster Abbey malen und schenkte mir später einen 
danach angefertigten schönen Stich, ich habe khn unter Glas und 
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