hatte, wo ihn das Bild der von einer Schar blühender Kinder um-
gebenen glücklichen Eltern nur um so schmerzlicher an seinen herben
Verlust erinnern mußte. ·
Auch bei einem anderen kleinen Vorfall offenbarte sich die rührende
Güte und feine politesse de cceur des ritterlichen alten Herrn. Ich
hatte mit meiner Gemahlin und meiner Tochter Biktoria Luise in
Schönbrunn den Kaiser besucht und ließ die damals im Backkischalter
stehende Prinzessin mit dem alten Herrn an der Statton zurück. Als
der Zug sich in Bewegung setzte, sahen wir gerührt, wie der Kaiser
der Prinzessin eine Berbeugung machte und sie, indem er ihr galant
den Arm bot, zu seinem Wagen führte.
Bemerkenswert ist, daß Kaiser Franz Josef polpglott war und
die Idiome seiner Bölker beherrschte. Während eines Manövers,
zu dem mich der Katser eingeladen hatte, stand ich einmal mit ihm
auf einer Anhöhe, um den Gang des Gefechtes zu beobachten. Da
bemerkte der Kaiser eine Manöverordonnanz, die anscheinend die Leitung
suchte und ratlos umherritt. Sofort befahl er einem seiner Flügel-
adjutanten, den Mann zu dirigieren, worauf sich zwischen den beiden
ein längeres Hin und Her entspann. Schließlich dauerte das dem
Katser zu lange, und er sagte zu mir: „Schau, die können sich halt
nicht verständigen, der Ulan ist Galizier und die Landessprache versteht
der Adfutant nicht. Da muß i amol selbst nachschauen, sonst kommt
die Meldung nimmer an die Leitung. Du verzeihst wohl einen Augen-
blick.“ Gesagt, getan! Der Kaiser voltigierte mit sugendlicher Leichtig-
keit in den Sattel und sprengte auf seinem prachtvollen englischen
Bollblutfuchs im Fluge über die das Terrain durchziehenden Gräben.
Nach zwei Minuten bereits war der Mann unterwegs, wobei er,
die Meldung hochhaltend, von Zeit zu Zeit ausrief: „Manöverober-
leitnant!“ — es sollte heißen Manöveroberlektung. Mit vergnügtem
Augenzwinkern kehrte der Kaiser zu mir zurück und bemerkte beim
Absitzen: „Es ist halt doch gut, wenn man die Sprachen seiner Bölber
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