Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

und seiner schönen Gemahlin lernte ich auch den Erzherzog Franz 
Ferdinand kennen, mit dem ich mein Leben lang bis zu seinem tra- 
gischen Ende eng befreundet blieb. Karl Ludwig war der liebens- 
würdigste Gastgeber und verstand es, sich in fesselnder Weise über 
die mannigfaltigsten Themata zu unterhalten. 
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Als das Königlich Ungarische Infanterieregiment Nr. 34, dem 
in der österreichisch-ungarischen Armee gebräáuchlichen Turnus ent- 
sprechend, auf einige Zeit nach Wien in Garnison verlegt wurde, 
erhielt ich von Kaiser Franz Josef eine Einladung, der Frühjahrs- 
parade auf der Schmelz beizuwohnen;, mein Großvater gewährte 
gern seine Erlaubnis für den nötigen Urlaub. Besonders erfreut 
war meine Großmutter, die Katserin Augusta, die in dem Besuch 
eine willkommene Gelegenheit zur Festigung und Vertiefung des 
Bündnisses zwischen Deutschland und Osterreich-Ungarn wie der Be- 
ziehungen zwischen den Häusern Hohenzollern und Habsburg er- 
blickte. Die Barade bot ein glänzendes milkftärisches Schauspiel und 
verschaffte mir die Gelegenheit, Kaiser Franz Josef das stolze Re- 
giment meines Großvaters zum ersten Male vorzuführen. Im 
Weltkrieg hat das Regiment seinen alten Ruhm bewährt, und bei 
der Erstürmung der Grodeb-Stellung vor Lemberg konnte ich hinter 
seiner Front den Regimentskommandeur bei Janow zur Meldung 
empfangen. Wenige Tage darauf vollführte es eine wichtige Waffen- 
tat, indem es durch die Erstürmung der stark befestigten Felskuppen der 
Zlota Gora die Befrefung Lembergs herbeiführen half. Das Regiment 
selbst habe ich spackter in der Nähe des Schlosses Bodhorce südwestlich von 
Brody inspizieren und zu seinen Leistungen beglückwünschen können. 
Nicht minder herzlich waren meine Beziehungen zu meinem 
ungarischen Husarenregiment Nr. 7, dessen Chef Prinz Friedrich 
Karl gewesen war. Kaiser Franz Zosef verlieh es mir, als er die 
Meldung von meiner Ernennung zum Kommandeur des Garde- 
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