In diesem Zusammenhange möchte ich eines Umstandes Erwähnung
tun, der an und für sich zwar geringfügig ist, seiner Entstehung nach
mir sedoch recht bezeichnend erscheint. Es war mir nämlich einmal
aufgefallen, daß die zu meinem Empfang auf einem Bahnhof auf-
gestellte Ehrenwache uscht präsentierte, sondern mit über die rechte
Schulter gehängtem Gewehr dastand, diese Tragweltse ersetzte bei der
österreichisch-ungarischen Armee unser „Gewehr über". Als ich ge-
legentlich der weiter unten erwähnten Gemssagd dem Grafen von
Meran, der großes Interesse für militärische Fragen hatte, meine
Beobachtung mitteilte, erwiderte er folgendes. Die Armee habe über
die Tragweise des über die Schulter gehängten Gewehrs ungünstig
berichtet, da es, zumal bei Leuten mit abfallenden Schultern, die
Neigung habe, über den Arm hinabzurutschen oder die Leute auf der
Schulter drücke. Daraufhin wurden aus Tuch gearbeitete, mit der
Kragenfarbe des Regiments versehene Schulterwülste aufgesetzt.
Dies erleichterte zwar den Mannschaften das Tragen des Gewehrs,
erschwerte aber den Präsentiergriff, der durch Vorschleudern des
Gewehrs am Rlemen zu erfolgen hatte. Erneute Eingaben aus der
Armee erfolgten, die auf diese Schwierigkelkten hinwiesen. Statt
nun einfach zu befehlen, es wird das „Gewehr über“ getragen
und vom „Gewehr über“ präsentiert, machte man es anders: man
schaffte das Präsentieren ab. Und so, rief der Graf verzweffelt aus,
sei die k. und k. österreichtsch-ungarksche Infanterietruppe die einzige
in der Welt, die nicht einmal mehr vor ihrem Obersten Kriegsherrn,
dem Kaiser und König, präsentiere, sondern ihm genau dasselbe
Honneur erweise wie dem Korporall
#6 *
Im Mai 1883 weilte ich mit meiner Frau zu Besuch bei den
kronprinzlichen Herrschaften in Wien und danach als ihre Gäste auf
dem Hradschin in Prag. Dort führte mir Kronprinz Rudolf die von
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