Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

ihm kommandkerte Division in Parade vor, die sehr gut ausflel. Ritt- 
meister Graf St. Quentin exerzierte nachher eine Schwadron Savopen- 
Dragoner vor uns. Die Leute saßen vortrefflich auf ihren Pferden 
und ritten festgeschlossen hinter ihren Zugführern und ihrem Schwa- 
dronschef her, der die Eskadron ohne Signale nur nach Winken 
führte. Bei der Akttacke wurden die Säbel kn Augenhöhe mit dem 
Korb vor dem Gesicht, die Schneide nach unten, so gehalten, daß 
der Mann über seine Klinge den Gegner anvisteren konnte. Diese 
Auslage schten mir praktischer als die unsere, da der Stich im Ge- 
fecht immer wirbungsvoller ist als der Hieb. 
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Ich erhielt mehrfach von Katser Franz Josef Einladungen zu den 
Herbstfagden im Gebirge, in Mürzsteg und in Eisenerz, wo der Katser 
einen bleinen Kreis weidgerechter Berwandten und Bekannten um 
sich versammelte. Darunter befanden sich der König von Sachsen, 
Prinz Leopold von Bayern, der Großherzog von Toskana, der die 
Schuß= und Streckenlisten führen mußte, der Oberstallmeister Brinz 
Taxis, der im Kriege ein Auge verloren hatte, der Obersthofmeister 
Prinz Konstantin Hohenlohe und der schon erwähnte geistsprühende 
und frohstinnige Graf von Meran, mit dem ich mich sehr angefreundet 
habe, ab und zu kam auch Kronprinz Rudolf zu diesen Jagden. 
Nan fuhr mit dem Sonderzug über die schöne Semmeringbahn 
nach Mürzsteg, das sehr einfach, aber behaglich eingerichtet war. 
Alle trugen die stelerische Tracht, auf der Reise und im Hause mit 
langen Belnkleidern, auf der Jagd mit kurzen „Gamsledernen“, dazu 
den berühmten grünen Hut mit dem Gamsbart, die nötigen Nagel- 
schuhe lieferte ein bekannter Schuster aus dem Gebirge. 
Es wurde meist um 7 Uhr abends gegessen, darauf bei Tisch 
geraucht, wobel der türkische Tschibuk sehr belkebt war, und dann 
begab sich der Kaiser um ½9 Uhr zur Ruhe, während wir Gäste 
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