boten wurde, auch ich durfte sie mitunter besuchen. Als der Zar
dann zur Drei-Kaiser-Zusammenkunft in Berlin war, verlieh er mir,
wie ich bereits berichtete, die Uniform des St. Petersburger Grena-
dierregiments Friedrich Wilhelm III., auch die freundschaftlich-teil-
nehmenden Worte, die er beim Gedenken an die Verluste der Garde
1870 an meinen Bater richtete, habe ich erwähnt. Um so nieder-
schmetternder wirkte dann nach einigen Jahren die Schreckensnach-
richt von der Ermordung des Zaren. Wir begaben uns mit unseren
Eltern auf die am Abend eingetroffene Trauerkunde hin sofort zu
meinem Großvater. Der Kaiser war auf das tiefste erschüttert und
keines Wortes fähig, währenddem er still vor sich hin weinte.
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Im Jahre 1884 erhielt ich von meinem Großvater den Befehl,
mich zur Teilnahme an der Großfährigkeitsfeier des damaligen Thron-
folgers, des späteren Zaren Nikolaus II., nach Betersburg zu begeben
und ihm den Schwarzen Adlerorden zu überreichen. Die Instruktidn
meines Großvaters und des Fürsten Bismarck für diese Reise habe
ich schon in meinem früheren Buche erwähnt?). Außer Hofmarschall
v. Lkebenau sowie meinen persönlichen Adjutanten Major v. Krosigé
und Hauptmann v. Bülow begleitete mich General Graf Waldersee,
am Abend des 17. Mak verließ ich Berlin. An der Grenze bei
Wirballen wurde ich von einer Dragonerschwadron, die die Ehren-
wache stellte, empfangen, sowie von dem zum Ehrendienst komman-
dierten Generalmasor à la suite Grafen Lambödorff, der sich in der
freundlichsten Weise meiner und meines Gefolges auf der langen
Fahrt annahm. In Gatschina stiegen der Botschafter Generalleutnant
v. Schweknitz und Graf Herbert Bismarck, damals Legationsrat an
der Betersburger Botschaft, sowie Generalleutnant v. Werder, der
der Person des Zaren attachiert war, in meinen Wagen, sie orien-
*) Ereigussse und Gestalten S. 10.
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