Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

weit überragt. Während der Großfürst Wladimir dunkelblond war, 
sah sein Bruder, Großfürst Alexei, der Großadmiral, in seiner hell- 
blonden Mannesschönheit wie ein germanischer Heerführer aus alter 
Zeit aus. Besonders freundlich und liebenswürdig erwies sich Groß- 
fürst Michael Mikolajewitsch, Schwager des Großherzogs von Baden 
und Großvater der Kronprinzessin Cecilie, ebenfalls eine stolze, rit- 
terliche Erscheinung. Neben ihrem übergroßen Gemahl bot die Zarin 
das Bild einer gar zierlichen und liebreizenden Erscheinung. Die 
Großfürstin Alexandra, Gemahlin des Großfürsten Konstantin, nahm 
sich mit ihrem hohen schlanken Wuchs und ihrer stolzen Haltung sehr 
stattlich aus, ihr immer noch schönes Antlitz war von schneeweißem 
Haar umrahmt. Sie war sehr gütig zu mir, einmal wohl deshalb, 
weil sie eine Lieblingskusine meines Baters war, dann aber auch in 
Erinnerung daran, daß ich im Winter 1860/70 mit ihrem früh ver- 
storbenen Sohn in Cannes gespielt hatte. Die Großfürstin Wladimir 
war eine matronenhafte Erscheinung von großer Schönheit. Auch die 
Gemahlin des Großfürsten Michael, Schwester meines Oheims, des 
Großherzogs von Baden, hatte sich ihre Zugendfrische bewahrt. Die 
drei letztgenannten Damen haben sich meiner liebevoll angenommen, 
so unterrichteten sie mich über die Gepflogenheiten und Gebräuche des 
Hofes, über die Besuche, die ich machen mußte usw. Eine große Zahl 
von füngeren Großfürsten trug zur Belebung des Familienbildes durch 
ihr jugendlich fröhliches Wesen bei. Ein heiterer Zug bam bei den 
gewöhnlichen Familiendiners dadurch in die Gesellschaft, daß die 
Zarin beim Betreten des Bersammlungszimmers den die Hacken 
sporenklirrend zusammenschlagenden jfüngeren Großfürsten den üb- 
lichen Gruß der Vorgesetzten an die Soldaten zurief, der von ihnen 
wie nach der Vorschrift unisono beantwortet wurde. 
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Am Morgen nach mesner Ankunft besuchte ich zunächst die Peter- 
Baulsfestung, wo ich auf dem Marmorsarkophag Zar Alexanders II. 
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