Am Tage nach der Großfährigkeitserklärung fand auf dem Platz
vor dem Winterpalais die sogenannte „Rekruten-Verteklung“ durch
den Zaren statt. Dieser Vorgang bot die beste Gelegenheit, einen
Uberblick über das für die Garde bestimmte Soldatenmaterial zu
gewinnen. Die Retkruten der Infanterie standen regimenterweise ge-
ordnet im ersten Treffen, dahinter die der Kavallerie, im dritten die
der Artillerie. Anwesend waren die direkten Borgesetzten, die General-
Inspekteure und sämtliche Großfürsten sowie das Katserliche Gefolge.
Der Gesamteindruck, den die Mannschaften auf mich machten, war
hervorragend" es waren alles ausgesuchte Leute. Merkwürdig sahen
die Rekruten des Grenadierregiments Paul aus, die alle Stups-
nasen haben mußten. Die Rekruten der Chevallker-Garde und der
Garde ä#ccheval andererseits waren besonders schön gewachsene Leute,
bei denen mir das fast gänzliche Gehlen der Hüften auffiel, die
weißen Koller saßen auf ihren schlanken Körpern wie angegossen.
Als wir uns zur Verteilung auf den Platz begaben, machte der
Zar mir gegenüber die scherzhafte Bemerkung, ich solle wohl auf-
passen, welch ein heftiger Kampf zwischen dem Regiment Preobrashenfé,
dem russischen Ersten Garderegiment, und der Gardeequipage der
Elotte entbrennen werde, da jede Truppe die schönsten Leute haben
wolle, dabek habe er zuweilen als Schiedsrichter eine schwere Rolle.
Und in der Tat, ich wurde bald Zeuge eines solchen Kampfes. Ein
wie eine Tanne gewachsener Mann, der berekts im Rocke des Re-
giments Preobrashensk steckte, wurde vom Kommandeur der Garde-
equfpage beansprucht, während der Kommandeur des Regiments
seinerseits sich weigerte, ihn herauszugeben. Zur Unterstützung
sprangen schließlich auf der einen Seite der Divisionskommandeur
und der Kommandierende General ein, während auf der anderen
Seite der Marineminister und Großadmiral Großfürst Alexei sich für
die Gardeequpage einsetzten. Die Entscheidung, die der Zar zu treffen
hatte, fiel schließlich zugunsten des Regiments Preobrashensk aus, zur
# 207