aktiven Dienst bekleidet, er ist unter meiner Regierung noch Kom-
mandierender General des Gardekorps geworden. Er hat es in
seiner kurzen Dienstzeit bei meinem Bater verstanden, unser aller
Verehrung und Bertrauen sich zu erwerben.
An dlie Person General v. Winterfelds knüpft sich eine heitere
Geschichte. Infolge eines Halsleidens hatte der General eine heisere,
belegte Stimme, was ihn aber nicht hinderte, seinem militärischen
Dienst voll zu genügen, dazu war ihm eine leicht seitliche, oft auch
schüttelnde Kopfbewegung eigentümlich, die von Unbebannten für
eine Verneinung oder für ein Anzweifeln des Gesagten aufgefaßt
werden konnte. Beide Eigentümlichkeiten führten einmal zu einem
kleinen lustigen Intermezzo bei einer Rekrutenbesichtigung. Als er dabei
nämlich mit seiner leisen Stimme einen Rekruten fragte: „Wo sind Sie
her, mein Sohn?“ nahm dieser, der den Grund nicht kannte, in seiner
Harmlosigkeit an, die anderen sollten es nicht hören und antwortete
ebenfalls mit leiser Stimme: „Aus Kottbus, Exzellenz“. Während
nun General v. Winterfeld sich eine andere Frage überlegte, schüttelte
er in seiner Art leicht den Kopf. Da der Rekrut den Eindruck hatte,
der General glaube ihm nicht, meinte er, seiner „vertraulichen“ Mit-
teilung mehr Glaubwürdigkeit verschaffen zu müssen und setzte des-
halb — wiederum mit ganz leiser Stimme — beteuernd hinzu: „Doch,
doch, Exzellenz!“ Man kann sich denken, daß dieser Borfall allgemeine
Heiterkeit auslöste.
Ein anderer General desselben Namens — er schrieb sich v. Winter-
feldt —, der die Stellung eines militärischen Beglekters und Hofchefs
meines Oheims, des Prinzen Alexander von Preußen, bekleidete, war
ebenfalls ein langsähriger intimer Freund meines Vaters. In ihm
steckte eine derbe Soldatennatur, die aus ihrem Herzen keine Mörder-
grube machte und oft in humorvoller, immer aber in der ungeschmink-
testen Weise den Leuten die Wahrheit sagte. Er haßte von Grund
aus vor allem die Leute „mit dem krummen Hofbuckel“, wie er sie
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