Grenadierkorps in Moskau. An der Tür empfing mich der Kom-
mandant der Moskauer Mtlitärbezirke General Graf Brevern de la
Gardie. Auf seinen Wunsch rief ich den Truppen den üblichen Gruß zu,
der von den zwölf Bataillonen unisono erwidert wurde und dem ein
dreifaches Hurra folgte. Die Haltung der Bataillone unter präsen-
tiertem Gewehr war ebenso wie der Parademarsch gut, das Marsch-
tempo flott und etwas schneller als bei uns.
Bei dem darauffolgenden Frühstück für die höheren Vorgesetzten
im Kreml lernte ich einen Teil der bereits ziemlich bejahrten Gene-
räle kennen. Manche von ihnen waren in füngeren Jahren in
Berlin gewesen und sprachen anerkennend von unserer Armee sowie
ihren alten Beziehungen zur russischen von den Befreiungskriegen her.
So fragte mich z. B. der General Graf Brevern eingehend über
Berlin und Potsdam aus, wo er seinerzeit gewesen war. Als er
mich nach vielen Persönlichkeiten des Hofes, der Gesellschaft und der
Garde befragte, von denen ich nur durch Hörensagen etwas ver-
nommen hatte, wurde ich stutzig und stellte an den General die GFrage,
wann er denn zuletzt in Berlin gewesen sei, worauf er mir ant-
wortete: „Anno 18741“ Unter den Generälen befand sich auch ein
liebenswürdiger älterer Herr, der mir, sowekt ich mich erinnere, als
Oberst Kisslinski vom Grenadierregiment Generalfeldmarschall Graf
Barclap de Tollp vorgestellt wurde, der ebenfalls von vielen preußi-
schen Erinnerungen zu erzählen wußte. Ich hatte die Empfindung,
daß bei diesen Herren der älteren Generation die Traditionen der
preußisch-russischen Waffenbrüderschaft noch lebendig waren und gerne
aufgefrischt wurden.
Den Abschluß meines Moskauer Aufenthalts bildete ein Abschieds-
essen am 25. Mak, das mir Fürst Dolgorukoff gab, und zu dem das
Stadtoberhaupt von Moskau sowie die Generalität geladen waren.
Küche und Keller des Fürsten waren berühmt, und beide recht-
fertigten ihren Ruf an diesem Abend. Schon die Sakußka (Vor-
304