Ablamowitsch sagte, ein angeschossener Bär sei unberechenbar und
nähme dann alles an, was ihm zu Gesicht käme. Daher dürfe ich,
selbst wenn das Tier zusammenbreche, mit Schießen nicht eher auf-
hören, bis es regungslos sei. Aus demselben Grunde hatte er mir auch
empfohlen, auf alle Fälle einen Revolver für den Nahkampf umzu-
schnallen. Mein Schußfeld gewährte geradeaus ungefähr 130 Schritt
Sicht, ein Windbruch hatte einige gewaltige Kiefern durcheinander
geworfen, was dem Ausblick einen malerischen Abschluß gab.
Die Jägerei hatte sich inzwischen zu den bereitgehaltenen Hunden
begeben, um mit einigen kleinen Spürhunden erst das Lager des
Bären aufzufinden, während die großen Bracken, die „Packer“, bei
seinem Erscheinen auf ihn losgelassen werden sollten, um ihn dann so
lange vor sich herzujagen, bis er an die Schützenlinie käme. Plötz-
lich wurde die tiefe Stille des schönen, sonnigen Tages durch ein ge-
heulartiges Tuten der Hörner unterbrochen, in das sich wütendes
Hundegebell mischte. Alle Nerven spannten sich. Der Bärenjäger
mit der Saufeder links von mir nickte zufrieden mit dem Kopf und
deutete nach der Gegend des Dickichts, wo der Bär locker gemacht
worden war. Sobald die Bracken den Bären an die Treibwehr
brachten, erhob diese — wohl auch aus Angst — lautes Geschrei und
knallte Abwehrschüsse in die Luft, so daß der Bär wieder in den
Crieb hineingescheucht wurde.
Plötzlich erstarrte mein links neben mir stehender Bärenjäger wie
zu einer Salzsäule, seine Augen funkelten schräg links vorwärts,
und mit seinem tiefen Baß flüsterte er mir zu: „Medwsed!“ (der
Bär), während Nollfing mir zuflüsterte: „Bär kommt von schräg
links, etwa 120 Schritt entfernt.“ Ich ging in Anschlag. Gleich
darauf hörte man Keuchen und Prusten, und im nächsten Augenblick
sah man eine große, runde, dunkle Pelzkugel oder einen muffartigen
Gegenstand durch den Schnee rollen, vor sich her wie Schiffe in
schneller Fahrt eine Art Bugwelle aus Schnee treibend.
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