Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Einnahme zu verzeichnen und infolgedessen zu verstehen gegeben, sie 
würden am nächsten Tage nicht treiben, sondern erst einmal ihren 
Verdienst in Wodka umsetzen. Alle Uberredungsversuche hatten keinen 
Erfolg. Schließlich wurde der Fürst gebeten, selbst mit den Leuten 
zu sprechen. Das geschah. Da auch er auf Widerstand gestoßen 
sei, hätte er, wie er sich ausdrückte, zu seinem „letzten Mittel“ ge- 
griffen und den Treibern folgendes auseinandergesetzt: Sein Jagd- 
gast sei der Enkel des Königs Wilhelm I. von Preußen, des Schwagers 
ihres früheren Zaren Nikolaus I. Was würde der König wohl dazu 
sagen, wenn er von seinem Enkel auf die Frage, wieviel Bären er 
geschossen habe, die Antwort erhielte, er hätte noch mehr Bären 
schießen können, aber die Treiber hätten sich geweigert zu treiben. 
Das würde eine ewige Schande für sie sein. Darauf seien die Leute 
zu kurzer Besprechung zusammengetreten und hätten beschlossen, am 
nächsten Tage doch zu treiben. Noch in der Nacht seien Sbiläufer (die 
dortigen Bauern laufen alle Sei) in die Dörfer der Umgegend ge- 
schickt worden, und statt der verlangten 700 seien 800 Treiber zur 
Stelle gewesen. Ich bat den Fürsten, den blonden Riesen meinen 
Dank für ihr gutes Treiben auszusprechen, ich würde es meinem 
Großpvater berichten. 
Wir reisten am 21. Jebruar in derselben Weise und auf gleichem 
Wege wieder zurück, begleitet von meinen beiden kleinen Bären. Zu Haus 
mußte ich natürlich viel von meinen Abenteuern erzählen. Meinen 
Großvater interessierte ganz besonders meine Schilderung der Bären- 
jagd und der Vorfall mit den Treibern, denn er freute sich immer, 
wenn die guten, alten Erinnerungen der deutsch-russischen Freund- 
schaft wachgehalten wurden. 
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Der Fortgang meiner Erinnerungen an Rußland erheischt es, 
daß ich, wiewohl ungern, an dieser Stelle auf die leidige Batten- 
bergaffäre eingehe. Ich will das aus naheliegenden Gründen nur 
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