kehren. In diesem Augenblick beging er den schweren Fehler, daß er,
um wieder gute Beziehungen zu Rußland herzustellen, sich bereit er—
klärte, seine Krone in die Hände des russischen Herrschers zurück-
zugeben, da dieser sie ihm gegeben hätte. Diese Spekulation war
in jeder Beziehung verfehlt. Der Jar antwortete, daß er die Rück-
kehr Alexanders nicht billige, und dieser verließ das Land für immer,
nachdem er die Regentschaft Stambulow übertragen hatte.
Soweit die historischen Vorgänge. Ich habe im Anschluß daran
nur noch kurz zu schildern, inwiefern diese an unseren Hof und in
unsere Familie hineinspielten.
Fürst Alexander war zuerst im Juni 1882 und dann ein Jahr
später wieder im Juni in Berlin gewesen. Bei dieser Gelegenheit
faßte meine Schwester Biktorka zu dem schönen Manne eine tiefe
Neigung, die von diesem offenbar erwidert wurde. Dieses Eheprofekt
wurde nun auf Jahre hinaus die Quelle heftiger Differenzen inner-
halb der Familie und auf dem Gebiek der hohen Politik. Die Kron-
prinzessin und mit ihr Königin Bictoria, deren Tochter Beatrix den
füngsten Bruder Fürst Alexanders heiratete, sowie der Brinz von
Wales, ebenso meine Schwester Charlotte setzten sich für die Heirat
ein, während der Kaiser und die Kaiserin sie auf Fürst Bismarcks=
Vorstellungen hin unbedingt ablehnten, da sie uns in Konflikt mit
Rußland gebracht hätte. Zwischen beiden widerstreitenden Parteien
hatte mein Bater einen schweren Stand, der wie immer gern der
Stimme seines edlen Herzens gefolgt wäre.
Ich habe gleich meinen Großeltern Bismarcks Standpunkt mit
Entschiedenheit vertreten und anders gerichtete Tendenzen mit allen
Kräften bekämpft. Daß dadurch mein Berhältnis zu meiner Mutter
schwer gekrübt worden ist, hat mich tief geschmerzt, und auch das persön-
liche Schicksal meiner Schwester ist mir sehr nahe gegangen. Da aber
das Wohl des Vaterlandes auf dem Spiele stand, hatten alle persön-
lichen Wünsche zu schweigen. «
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