Die Angelegenheit endigte zunächst damit, daß mein Großvater
dem Fürsten in einer Audienz im Mai 1884 erklärte, er hätte kein
Interesse an Bulgarien, und Fürst Bismarck ihm rundheraus sagte,
daß, solange er Reichskanzler sei, diese Ehe nicht geschlossen werden
würde. Im März des nächsten Jahres richtete dann mein Großvater
einen scharfen Brief an den Fürsten, in dem er sich energisch gegen
die Hekrat aussprach, woraufhin Alexander an meinen Großvater
einen Verzichtbrief schrieb. Zu Lebzesten meines Großvaters ist dann
das Projekt nicht mehr an die Oberfläche gekommen.
Diese Ausführungen waren notwendig, um die deutsch-russischen
Beziehungen der achtziger Jahre verständlich zu machen. Bereits bei
meiner ersten Mission nach Rußland hatte ich von der Angelegenheit
zu sprechen, und auch bei der zwekten im September 1886, zu der
ich nun komme, ist die Rede davon gewesen.
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Im Sommer des Jahres 1886 gebrauchte ich wegen meines
Ohrenleidens eine zweimonatige Kur in Reichenhall. Hier erhielt
ich Anfang August von meinem Großvater den Befehl, mich bei ihm
in Gastein einzufinden, um ihm bei der für den 8. und 9. geplanten
Zusammenkunft mit Kaiser Franz Josef zur Verfügung zu stehen.
Ich traf bei meinem Großvater, dem es gesundheitlich nicht sehr
gut ging, einige Tage vor dem angegebenen Termin ein und hatte auf
diese Weise einmal Gelegenheit, das Gasteiner Leben mit anzusehen.
Die bemerkenswerteste Bersönlichkeit unter den Badegästen war Kal-
serin Elisabeth, die ebenfalls eine Kur gebrauchte; sie besuchte meinen
Großvater häufig, um sich mit ihm auszusprechen. Außer zahlreichen
Mitgliedern des österreichisch-ungarischen Adels waren viele Nord-
deutsche anwesend, darunter Fürst und Gürstin Bismarck, Graf Herbert
Bismarck, General Graf Waldersee, unser Wiener Botschafter Prinz
Reuß, der Militäkrattaché Graf Wedel, Staatsminister v. Boetticher
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