Albedyll gab zu, daß mein Standpunkt seinerzeit richtig gewesen
wäre, er hätte mir darin Unrecht getan. Ich drückte dem General
still die Hand, und so schwand die monatelang zwischen uns be—
stehende Entfremdung, während wir nach dem Fenster des Kaisers
emporsahen, um den unsere Herzen bange Sorge trugen.
Glücklicherweise erholte sich mein Großvater im Laufe des nächsten
Tages so weit, daß er abends die Reise fortsetzen konnte. Ich selbst
fuhr zunächst wieder nach Reichenhall zurück. Von dort aus begab
ich mich am 10. August mit Philipp Eulenburg und dem Herzogs-
paar Karl Theodor in Bapern nach Baypreuth, weilte in „Wahn-
fried“, legte an Wagners Grab einen Kranz nieder und besuchte,
wie bereits erwähnt, die Bühnenweihespiele.
Nach PBotsdam zurückgekehrt, übernahm ich wieder meinen mili-
tärischen Dienst. Ein Besuch im Neuen ZBalais bestätigte meine
Befürchtungen nur allzu sehr. Mein Vater war auf das ttieefste
empört und zeigte sich schwer gekränkt. Der mir übertragene poli-
tische Auftrag hat mir, wie ich vorausgesehen, bittere Stunden im
Elternhause eingetragen.
*
Während mein Großvater und Vater zu den Kaisermanövern
im Elsaß abreisten, begab ich mich am Abend des 8. September
zur Ausführung meiner in Gastein beschlossenen Sendung nach Brest-
HitowsE, wo der Zar einer großen Festungsübung beiwohnte. In meiner
Begleitung befanden sich mein Hofmarschall v. Liebenau sowie meine
beiden persönlichen Adjutanten Major v. Krosigk und Hauptmann
v. Bsuel. Nach kurzer Fahrtunterbrechung in Warschau, wo ich von
dem Fürsten Tschakowskol und dem General v. Werder empfangen
wurde, traf ich am 10. September abends 8 Uhr in Brest-Litows#e
bei starker Hitze ein. Auf dem Bahnhof wurde ich von dem Katser,
dem Großfürst-Thronfolger sowie den Großfürsten Georg, Wladimir,
Nikolaus dem Alteren und Michael Nikolajewitsch empfangen. Die
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