Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

In Baveno begingen wir am 18. Oktober meines Baters letzten 
Geburtstag, alle Kinder außer meiner Schwester Charlotte waren 
zu diesem Tage hinübergefahren und erfreuten den Bater durch 
Klavierspielen, Singen, die Aufführung von kleinen Theaterstücken 
und Scharaden. Die Villa, in der meine Eltern Aufenthalt ge- 
nommen hatten, lag in einem schönen großen Park voll südlicher 
Begetation mit dem zauberhaften Blick auf den See. 
Ich fand meinen Bater verhältnismäßig frisch aussehend und bei 
guter Stimmung. Aber den verhängnisvollen Optimismus meiner 
Eltern über seinen Zustand vermochte ich nicht zu teilen, habe sedoch 
als Erfolg meiner Vorstellungen bei meiner Mutter nur ihre schwere 
Verstimmung gegen mich zu verzeichnen gehabt. In ihrer rührenden 
Fürsorge für meinen Bater wollte sie sich und ihm, überzeugt von 
den Versprechungen Mackenzies, alle Zweifel an der einmal als 
richtig erkannten Behandlung fernhalten. Es waren wahrlich schwere 
Zeiten, nicht zum wenigsten für mich. 
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Kaum war mein Bater in San Remo eingetroffen, als ein 
alarmterendes Telegramm Mackenzies in Berlin einlief: es hätten 
sich plötzlich bedenkliche Spmptome gezeigt, und er erachte die Zu- 
ziehung weiterer Arzte als erforderlich. Wenn Mackenzie sich so 
dußerte, mußte es bedrohlich stehen. 
Mein Entschluß war sofort gefaßt. Ich bat meinen Großvater 
um Erlaubnis, nach San Remo fahren zu dürfen, um endlich Klar- 
heit zu schaffen, sowohl der Kaiser wie auch Fürst Bismarck billigten 
mein Borhaben. Wein Großvater gab mir den Befehl, eine offizielle 
Außerung der Arzte herbelzuführen und deshalb den bekannten 
Laryngologen Sanitätsrat Dr. Moritz Schmidt aus Frankfurt a. M. 
mitzunehmen. Diesen sollte ich mit einem Bericht an ihn, den 
Kaiser, über die abzuhaltende Konsultation der Arzte beauftragen. 
Außer Dr. Schmidt wurden noch, wie von Mackenzie beantragt, der 
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