In Baveno begingen wir am 18. Oktober meines Baters letzten
Geburtstag, alle Kinder außer meiner Schwester Charlotte waren
zu diesem Tage hinübergefahren und erfreuten den Bater durch
Klavierspielen, Singen, die Aufführung von kleinen Theaterstücken
und Scharaden. Die Villa, in der meine Eltern Aufenthalt ge-
nommen hatten, lag in einem schönen großen Park voll südlicher
Begetation mit dem zauberhaften Blick auf den See.
Ich fand meinen Bater verhältnismäßig frisch aussehend und bei
guter Stimmung. Aber den verhängnisvollen Optimismus meiner
Eltern über seinen Zustand vermochte ich nicht zu teilen, habe sedoch
als Erfolg meiner Vorstellungen bei meiner Mutter nur ihre schwere
Verstimmung gegen mich zu verzeichnen gehabt. In ihrer rührenden
Fürsorge für meinen Bater wollte sie sich und ihm, überzeugt von
den Versprechungen Mackenzies, alle Zweifel an der einmal als
richtig erkannten Behandlung fernhalten. Es waren wahrlich schwere
Zeiten, nicht zum wenigsten für mich.
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Kaum war mein Bater in San Remo eingetroffen, als ein
alarmterendes Telegramm Mackenzies in Berlin einlief: es hätten
sich plötzlich bedenkliche Spmptome gezeigt, und er erachte die Zu-
ziehung weiterer Arzte als erforderlich. Wenn Mackenzie sich so
dußerte, mußte es bedrohlich stehen.
Mein Entschluß war sofort gefaßt. Ich bat meinen Großvater
um Erlaubnis, nach San Remo fahren zu dürfen, um endlich Klar-
heit zu schaffen, sowohl der Kaiser wie auch Fürst Bismarck billigten
mein Borhaben. Wein Großvater gab mir den Befehl, eine offizielle
Außerung der Arzte herbelzuführen und deshalb den bekannten
Laryngologen Sanitätsrat Dr. Moritz Schmidt aus Frankfurt a. M.
mitzunehmen. Diesen sollte ich mit einem Bericht an ihn, den
Kaiser, über die abzuhaltende Konsultation der Arzte beauftragen.
Außer Dr. Schmidt wurden noch, wie von Mackenzie beantragt, der
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