bedeutende Kehlkopfarzt Professor Schrötter aus Wien und der Privat-
dozent Dr. Krause aus Berlin entsandt.
Als ich am Abend des 0. November die wundervoll am Mittel—
meer, inmitten eines Olivenhaines gelegene Villa Zirio betrat, er-
regte meine Ankunft wenig Freude bei meiner Mutter. Sie fürchtete
wohl, daß nun das Kartenhaus, auf das sie ihre Lebenshoffnung
gesetzt hatte, zusammenbrechen könnte. Unten an der Treppe stehend,
mußte ich ihre Borhaltungen über mich ergehen lassen und ihre entk-
schiedene Weigerung vernehmen, mich zum Vater zu lassen. ich sollte
sofort nach Rom weiterfahren. Es war nämlich seltsamerweise die
Meinung aufgekommen, ich sei nach Rom entsandt, um dem König
den Schwarzen Adlerorden zu überbringen. Der Zustand des Baters
sei in keiner Weise besorgniserregend, meinte meine Mutter, aber der
steinerne, gegen Baveno völlig veränderte Ausdruck ihres Gesichts —
das Zeichen des harten Kampfes ihres eisernen Willens mit der zu-
nehmenden Sorge — bot keine Bestätigung dessen, was ihr Mund
sprach, und es fiel mir wie Zentnerlast auf das Herz. Da hörte ich
oben auf der Treppe ein Geräusch, sah hinauf und erblickte meinen
Vater, der mir entgegenlächelte. Ich stürzte die Treppe hinauf, und
mit unendlicher Rührung hielten wir uns umfangen, indes er in leiser
Flüstersprache seiner Freude über meinen Besuch Ausdruck gab. In
den nun folgenden schweren Tagen sind wir uns beide innerlich sehr
nahe gekommen.
Die Villa Zirio lag am Hang des Berges oberhalb der großen
Rivierastraße, nur unvollkommen verdeckt durch eine Mauer, durch
Olivenbäume und Balmen, der Garten war im Berhältnis zum
Bark von Baveno nur klein. Ich bekam zwei Zimmer im Hotel
Bictorka zugewiesen, das unmittelbar an der Landstraße lag, der
Villa schräg gegenüber, Terrasse und Garten befanden sich nach der
See zu. Das Hotel war ziemlich voll, eine große Zahl Reporter
aus aller Herren Länder machte sich mit ihrer zudringlichen Meugier
337