Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

stellt waren, die rechtzeitig meine Ankunft im Schlosse meldeten, 
worauf ich entweder nur von meiner WMutter empfangen oder bereits 
an der Haustür mit dem Bemerken begrüßt wurde, der Kaiser schlafe 
und Ihre Majestät sei spazieren gegangen. Es war klar, ich sollte 
meinen Vater nicht ohne Zeugen sprechen. Als es mir endlich ein— 
mal mit Hilfe von Kammerdiener Schulze gelang, durch eine Hinter- 
treppe unbemerkt in das Schlafzimmer meines Vaters zu gelangen, 
zeigte er sich sehr erfreut und ließ sich von mir viel erzählen, vor 
allem über meine Brigade. Als er mir zu verstehen gab, ich solle 
ihn doch öfter besuchen, er sähe mich so selten, und ich ihm darauf 
antwortete, ich sei schon öfters dagewesen, aber nicht vorgelassen 
worden, war er höchst erstaunt und bezeichnete diese Absperrung als 
unsinnig, ich sei ihm jederzeit willkommen. Bei einem zweiten Be- 
such bemerkte ich, daß uns aus dem weiter rückwärts liegenden Trzte- 
zimmer verschiedene mir unbekannte Gesichter beobachteten, was mich 
veranlaßte, die Tür zu schließen. Vor Verlassen des Schlosses gab 
ich gegenüber den Herren Seiner Majestät meiner Entrüstung über 
dieses Treiben scharf Ausdruck, erhfelt aber die Antwort, man sei 
nicht in der Lage, sich dieser von Mackenzie protegierten Journalisten 
zu entledigen. Sogar am Sterbetage meines Baters, kaum daß er 
die Augen geschlossen hatte, fand ich im Sterbezimmer einen Wiener 
Journalisten, den Mackenzie hineingeführt hatte er ist dann schneller 
hinaus= als vorher hineingekommen. 
r 
Am 16. April erhielt ich von dem in Berlin wohnenden Flügel- 
adfutanten meines Baters, Oberst v. Kessel, die Meldung, ein 
Restknecht aus Charlottenburg sei soeben bei ihm eingetroffen mit 
der Meldung, es sei Lebensgefahr bei meinem Bater eingetreten. 
Ich ließ sofort meinen schnellsten Vollblüter satteln und fagte nach 
Charlottenburg hinaus. Mein Erscheinen schien sehr zu überraschen 
und wurde von melnen Geschwistern sichtlich mit Dankbarkelt begrüßt. 
351
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.