diesen Grundsätzen habe ich im Frühfahr 1888 meine Brigade als
erste Truppe in der Armee ausgebildet.
Auch schaffte mein Bater, wie ich schon früher erwähnte, das
bisher übliche Frühjahrsexerzieren im Regiment und in der Brigade
ab. Auf meine besondere Bitte, zu der ich durch eine Betition meiner
Brigade bewogen war, erhielt ich von meinem Vater die Genehmi-
gung, die Brigade statt dessen im Gefecht ausbilden zu dürfen. Mein
persönlicher Adfutant, Wasor Freiherr v. Bissing, der oft mit der
Führung des markierten Feindes beauftragt wurde, hatte volle Frei-
heit des Handelns, verfügte über eine Flaggenbrigade mit dem nötigen
Führerpersonal und war ermächtigt, durch unerwartete Maßnahmen
sowohl mir wie den einzelnen Regimentskommandeuren Gelegenheit
zu raschen Entschlüssen zu geben. Er hat diese Aufgabe glänzend
durchgeführt und zuweilen fast kritische Situationen herbeizuführen
gewußt, die aber von den selbständig handelnden Kommandeuren aus-
gezeichnet pariert wurden. Ich erlebte zu meiner Freude, daß auch
sie trotz des alten Reglements das Gefecht durchaus nach modernen
Grundsätzen zu führen verstanden.
Als ich am Abend vor dem letzten Gesechtsexerzieren mit den
Offizieren meiner Brigade bei einem Glase Bier saß, erhielt ich einen
Brief aus Charlottenburg. Ich bekam einen heftigen Schreck, da ich
Schlimmes befürchten mußte, eisiges Schweigen legte sich auf die
Versammlung. Aber wer beschreibt meine Freude, als ich meinen
Offizieren den Befehl meines Vaters vorlesen konnte: die Brigade
habe nach Abschluß des Gefechtsexerzierens auf dem Nachhausemarsch
vor ihm im Park von Charlottenburg vorbeizudefilieren! Ich hatte mich
also in dem Glauben nicht geirrt, daß meinem Vater diese Truppen-
schau Freude machen würde — er hatte meinen Vorschlag vom Vor-
mittag angenommen!) Drek Hurras auf Katser Friedrich III. waren
die Antwort.
*) Bgl. Anhang c. 19.
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