sedenfalls nicht soviel, als daß Du Dich in Deinen freundschaftlichen Be-
zlehungen zum russtschen Kaiser und seinem Haus durch den Bulgaren stören
ließest. Es schien diese Außerung dem Kaiser eine große, sichtliche Beruhi-
gung zu gewähren, da er ordentlich aufatmete. Er erwähnte mit einem Tone
elnes schwer getäuschten und enttäuschten Freundes, daß er sich im Fürsten
von Bulgartken ganz verrechnet habe, derselbe habe eine Zeitlang sich sehr
nett und vernünftig gestellt, dann habe er aber andere Saften aufgezogen,
und habe sich schließlich so gegen ihn benommen, daß alles eben aufhörte.
Er habe sehr viel Ungelegenheiten über die russische Regierung gebracht und
sehr viel von ihrem Geld ausgegeben. Dabeil sei er sehr undankbar gegen
ihn gewesen und habe sich auf verschiedenen Unwahrheiten ertappen lassen.
Er sei zu der Uberzeugung gelangt, daß er nicht gut tue und schloß mit den
Worten: 6e Crois qu’il ne restera plus tres longtemps la bas.“ Worauf
ich mir erlaubte zu erwidern, daß das vielleicht kein so furchtbares Unheil
wäre. Se. Majestät dankte herzlichst, daß ich so offen mit ihm geredet, bat
mich, Dir speziell zu danken, daß Du so gnädig daran gedacht habest, ihn
orientieren zu lassen, was er als neues Zeichen für Deine freundschaftlichen
Gesinnungen ansehe und hm doppelt wert sei, und befahl mir von jetzt ab
auf Du mit ihm zu stehn.
Wilhelm Prinz von Preußen.
Nr. 0.
(Zu Seite 209.)
Brinz Wilhelm an Kaiser Wilhelm I.
Sekret. Winterpalais 21. V. 1884.
Bericht
über die Besichtigung von Kronstadt.
Gestern Morgen um 9 Uhr fuhren wir auf einer reizenden, in England
gebauten Bacht „Strelna“" unter Führung des Großadmirals Großfürsten
Alexei nach Kronstadt. Das Wetter war überaus günstig, windstill, und die
Sonne schien warm. Kurz vor Kronstade kam uns der Kommandangt des
Platzes und aller Schiffe Admiral Schwartz entgegen. Wir liefen erst außer-
halb der noch zum Teil aus Holz — das ganz verfault ist — bestehenden Schutz-
mauer entlang. Am Eingang in den eigentlichen Hafen angelangt, stiegen
wir in eine allerliebste, sehr gut gehaltene Dampfbarkasse mit verdeckter Kajüte,
welche gleichfalls dem Großadmiral gehörte. Wir führen längs der Innen-
seite der hier schon aus Steinquadern bestehenden Hafenmauer, bei dem
Panzerschiff „Großadmiral", Turmschiff „Beter der Große" vorbek zum
„Wladimir Monomach“. Ein Kreuzer, für die hohe See be-
Banzerscht
stimmt, trägt sie ihre Batterie wie eine Glattdeckskorvette auf dem Oberdeck,
und zwar waren die Geschüge wie folgt verteilt:
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