ziehungsmethode und freudlos die Jugendzeit, durch die mich die harte
Hand des „spartanischen Idealisten“ geführt hat.
Mein Arbeitspensum begann unter Hinzpeters Leitung morgens
um 6 Uhr im Sommer, um 7 Uhr im Winter. Es endete erst
gegen 6 Uhr oder 7 Uhr des Abends, und es waren nur zwei
Pausen eingelegt, die zu den Mahlzesten und zu den körperlichen
Ubungen benutzt wurden. Für einen Knaben von sieben Jahren war
das gewiß eine recht erhebliche Anspannung.
Das Ziel, das Hinzpeter sich für die Erzsehung seines Zöglings
gesteckt hatte, war die harmonische Ausbildung der Geisteskräfte ver-
mittels der altklassischen Gymnastialbildung, die strenge „Gymnastik
des Geistes“, die Befähigung zur Lösung geistiger Aufgaben durch
ständige Ubung, gewissenhaftes Streben nach Erkennen und Wissen
und die Gewinnung einer historischen Weltanschauung, vor allem
aber, wie gesagt, die Gewöhnung an Pflichterfüllung. Die Erlangung
dieser Fähigkeiten durfte weder durch die Anforderungen der NRepräsen-
tation, die in Berlin einen Prinzen des Königlichen Hauses natur-
gemäß viel in Anspruch nahmen, noch durch die Erwerbung sener
anderen Fähigkeiten beeinträchtigt werden, die ich mir aneignen
mußte: Reiten, Schwimmen, Fechten, Tanzen, Ubung in der fran-
zösischen und englischen Sprache usw. ODies alles mußte nebenbei
gelernt werden und durfte den großen Plan Hinzpeters nicht stören.
Vortrefflich war nach meiner Meinung der NReligionsunterricht
meines Lehrers. Er, der selbst, wie gesagt, Kalvintist war, hat
seinen Schüler nur mit Bibel und Gesangbuch aufwachsen lassen
unter Zurückstellung aller konfessionellen und dogmatischen Fragen-
Diese betrachtete er als „Erzeugnisse menschlichen Geistes’, welche
dazu angetan wären, die großen, klaren und einfachen Linien unseres
christlichen Glaubens, wie sie der Herr gelehrt hat, zu „verpriestern“
und das Gemüt eines Kindes zu verwirren. Ich verdanke es dieser
welsen Maßregel, daß dogmatische oder konfessionelle Fragen für
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