Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Privatbadeanstalt am Gatsberg zwischen Botsdam und Caputh oder 
zur Militärschwimmanstalt an der Havel. Oder aber es wurde ge- 
rudert. Diese Bootsfahrten gingen auf dem Jungfernsee bei Glie- 
nicke vor sich, wo mich ein Matrose der dort stationterten Matrosen-= 
abteilung im Rudern unterwies. Meiner Segelpassion konnte ich 
teils auf dem Segelkutter „Uskan“ des Prinzen Friedrich Karl, 
tells auf der hübschen Segelfregatte „Royal Louise“ nachgehen. 
Diese stand unter dem Kommando des Schiffsführers Belten, der 
als Geschützführer im Kriege 1870/71 an Bord des Kanonenbootes 
„Meteor“ unter Kapitänleutnant Knorr das siegreiche Gefecht gegen 
den französischen Aviso „Bouvet“ vor Havanna milgemacht hatte. 
Die „Ropal Loutse“, die vor der sogenannten „Matrosenstation“, außer- 
halb des Neuen Gartens vor Anker lag, war ein Geschenk König 
Wilhelms IV. von England an König Friedrich Wilhelm III., dem 
sie gelegentlich eines Gartenfestes auf der Pfaueninsel feierlich über- 
geben worden war. In den Anfängen der preußischen Marine diente 
sie einige Zeit den auf der Marineschule zu Berlin stationierten See- 
kadetten mangels eines geeigneteren als Schulschiff für die Aus- 
bildung der Takelagekenntnis und des Segelexerzierens. Ein halbes 
Dutzend Watrosen machte zu meiner Zest die Besatzung aus. Einige 
kleine Modellkanonen an Bord dienten Heinrich und mir zum Feuern 
von Saluten. Ich bin nach meinem Regierungsantritt häufig mit den 
in Berlin anwesenden Admtiralen auf der „Royal Louise“ gesegelt, 
wobei die Stationen von diesen besetzt wurden (sehr zum Gaudium 
der Matrosen!) und das Kommando melstens Admtral Hollmann führte. 
Auch die verewigte Katserin ist oft und gern mit der alten Fregatte 
gefahren. 
Als ich mich in reiferem Alter im Schteßen vervollkommnet hatte, 
nahm mich mein Bater auch auf die Jagd mit. Gott weiß, mit 
welcher Lust ich dem edlen Weidwerk gehuldigt habe, und immer 
wenn die Zeit kommt, da die Hirsche im Walde schreien, möchte ich 
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