Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Erster Band. (1)

  
26 Die Kolonien. V. Buch. 
  
weiteres Sinken der Preise auf dem Kautschukmarkte allerdings stark in Mitleidenschaft 
gezogen werden können. In Togo nahmen die Eingeborenen-Kulturen von Kakao, 
Baumwolle und Kokospalmen langsam zu. In NReuguinea kamen die Kokospflanzungen 
immer mehr in das ertragsfähige Alter, so daß die Ausfuhr der Pflanzungs-Kopra fast 
die der Handels-Kopra erreichte, während in Samoa die Anpflanzungen von Kautschuk 
und Kakao weitere Fortschritte machten. Das Rückgrat der Samoanischen Kulturen ist 
indes die Kokospalme geblieben, deren Ertragsfähigkeit durch den gefährlichen, sofort 
energisch bekämpften Nashornkäfer erfreulicherweise bisher nicht merklich gemindert 
worden ist. An der einen Wert von 3/ Mill. M. repräsentierenden Kopra-Ausfuhr 
sind die Eingeborenen-Kulturen mit einem dreimal höheren Betrage, als die Pflan- 
zungen der Weißen beteiligt. Auch im Schutzgebiete Neuguinea treten alle übrigen 
Kulturen gegen die der Kokospalme weit zurück, namentlich im Bismarckarchipel und in 
dem später erworbenen Inselgebiet. Die Kopra-Ausfuhr aus dem gesamten Schutz- 
gebiet, die überwiegend aus Eingeborenen-Kulturen stammt, erreichte im Jahre 1911 
einen Wert von 4½K8 Mill. M. Ubertroffen wird dem Werte nach die Kopra-Ausfuhr 
nur durch den Export der von der Deutschen Südseephosphatgesellschaft auf Angaur 
und der Pacific Phosphate Co. auf Nauru gewonnenen Phosphate, der sich 1910 auf 
9½ im FJahre 1911 auf 6 1 Mill. M. belief. 
Weißensiedelung in De ian- 3 —— 
. geg er weißen Siedelungen, ere auà 
tropischen Hochländern= Art und Tempo der Besiedelung der höher gelegenen 
Teile Ostafrikas im Schutzgebiet selbst und außerhalb desselben geübt wurde und die im 
Reichstage ein lebhaftes Echo fand, führte auf Initiative des Leiters der Kolonialverwal- 
tung im Herbst 1908 zur Entsendung einer aus 7 bis 8 Mitgliedern bestehenden 
Kommission zu dem Zwecke der Untersuchung der ostafrikanischen Hochländer auf 
ihre Besiedelungsfähigkeit. Die Reise wurde auch auf die beiden englischen Nachbar- 
kolonien im Norden und Süden ausgedehnt. Auf Grund eingehendster 7 monatlicher 
Studien kam die Kommission zu dem Schluß, daß größere Gebiete im Norden und Süden 
Ostafrikas für eine voraussichtlich dauernde und generationsweise Besiedelung mit 
Weißen geeignet erschienen, da die praktische Erfahrung an den im tropischen Höhen- 
klima von 1200—2000 m ansäßigen Weißen ergeben habe, daß die Männer ihre Lebens- 
fähigkeit, die Frauen ihre Gebärtüchtigkeit behalten hätten, die heranwachsende nächste 
Generation körperlich, intellektuell und moralisch vollwertig geblieben, und Zeichen 
irgend welcher Degeneration nirgends zu finden gewesen seien. Die Reise hatte den 
unmittelbaren Erfolg, daß der von der Kommission warm befürwortete Weiterbau der 
Asambarabahn beschlossen wurde, nach deren Fortführung bis zum Kilimandjaro 
wenigstens dies Gebiet von britischen Transportmitteln unabhängig geworden ist, und 
eine landwirtschaftliche Versuchsstation am Kilimandjaro angelegt wurde. 
  
  
Kupfer und Diamanten. In Südwestafrika war die Entwicklung am ein- 
schneidendsten, nicht auf dem Gebiete der Farm- und 
  
438
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.