Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

128 Die staatswissenschaftliche Theorie der Griechen 
Grunde gelegen haben muss, aus welcher er dann theils die all- 
gemeinen Wahrheiten seiner Staatskunst, theils auch neue interes- 
sante Data, die ihm des Ueberganges aus seinen Excerpten in 
sein eigentliches Werk werth schienen !), theils auch seine lite- 
rarhistorischen Angaben schöpfte. Alles das nun lässt uns keinen 
Augenblick bezweifeln, dass im Grossen und Ganzen genommen, 
Aristoteles eine Reihe van Voraussetzungen bei seiner Arbeit 
hatte, die, da sie ja schon Inhalt seines Werkes selbst sind, auch 
für die Beuritheilung desselben von entscheidender Wichtigkeit 
werden, und die uns den allgemeinen, oben schon ausgesproche- 
nen Satz bestätigen, dass Aristoteles nicht den Anfang einer 
neuen, sondern den Schlusspunkt einer alten und unter ernster 
und allgemeiner Theilnahme erfolgten Entwicklung bildet. 
Es wird gewiss nicht bestritten werden, dass diese Vor- 
gänger des Aristoteles auch ihrerseits keinesweges als reine 
Theoretiker dastanden. Sie haben sich unzweifelhaft an ihre 
Zeit und ihre Fragen eben so bestimmt angeschlossen, als dies 
jetzt bei den kleinern Arbeiten der Fall ist, welche grösseren 
vorangehen. Wir werden daher gezwungen, ehe wir auf die 
wenigen Andeutungen über diese Schriftsteller eingehen die wir 
besitzen, einen Blick auf die allgemeine Lage der staatlichen 
Verhältnisse Griechenlands in dieser Zeit zu werfen. 
Und dies ist nun noch aus einem andern Grunde nothwen- 
dig. Wir wissen von den voraristotelischen Publicisten nur 
ungemein wenig. Der vorliegenden Arbeit liegt allerdings nur 
ein genaues Studium der Aristotelischen Politik zum Grunde. 
Wir gingen dabei von der Annahme aus, dass Aristoteles, nach 
seiner Weise zu arbeiten, gewiss jede irgendwie bedeutende 
Schrift berücksichtigt haben wird, und dass er. daher entschieden 
die beste Quelle für die Kenntniss von allem demjenigen dar- 
bietet, was vor ihm auf diesem Gebiete geleistet ist. Wir zwei- 
feln nun zwar nicht daran, dass sich bei den übrigen Classikern 
noch hin und wieder mancher Beitrag zu dem, was Aristoteles 
selbst giebt, wird finden lassen; wir bezweifeln indess, dass 
dasjenige, was ausserhalb des Aristoteles gefunden werden mag, 
  
1) Vgl. z. B. das ganze zweite Buch der Politik,
	        
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