in Böhmen. rd
gelungen, in Reichenberg, der Hauptfabrikstadt von ganz Böhmen, eine Sparkasse
ins Leben zurufen. Die bezüglichen Anstalten scheiden sich in vier Kategorien:
es bestehen deren für Fabrikarbeiter, Bergleute, Handwerker und Arbeiter im
Allgemeinen. Von den grösseren Industrie- Etablissements entbehren zur
Zeit noch gar.manche bestimmter Einrichtungen zur Unterstützung der Ar-
beiter in Nothfällen. In einigen Fabriken ist es Grundsatz, dass der im
Dienste der Fabrik verunglückte oder arbeitsunfäbig gewordene Arbeiter
vom Fabriksherrn lebenslängliche Unterstützung erhält; ferner geniessen in
mehreren Fabriken erkrankte Arbeiter unentgeldliche ärtztliche Behandlung‘
auf Kosten des Fabrikanten. Einrichtungen mit bestimmteren Grundlagen
und von mehr ausgeprägtem Charakter, als die genannten nur auf Herkom-
men oder dem Humanitätsgefühle der Fabrikanten beruhenden, sind die der
Neuzeit angehörigen Kranken- und Unterstützungskassen, dann die Fabriks-
sparkassen. Sie verdanken ihre Organisirung den Fabrikanten und werden
von ihnen auch entweder ohne oder unter Mitaufsicht eines Arbeiteraus-
schusses verwaltet. Der Zweck der Unterstützungs - und Krankenkassen
ist, den Arbeitern in Krankheitsfällen den ganzen oder doch einen Theil
des Lohnes nebst unentgeldlicher ärztlicher Behandlung zu gewähren, so wie
die Begräbnisskosten für verstorbene Arbeiter und Unterstützungen an deren
Wittwen und Waisen zu bestreiten. Die Mittel hiezu fliessen theils aus
wöchentlichen Beiträgen der Arbeiter, wohl auch der Fabriksherren, den
auf Ueberschreitung der Fabriksordnung gesetzten Strafgeldern und zufälligen
Einnahmen, wie Geschenke, Vermächtnisse u. s. w. In einigen Fabriken
ist die Kranken - und Sparkasse vereinigt, in der Art, dass entweder über-
haupt der Ueberschuss des Unterstützungsfonds den Beitragenden verzinset,
oder die eine Hälfte der wöchentlichen Beiträge der Unterstützungskasse,
die andere der Sparkasse zugewendet, oder dass die letztere Hälfte für den
Arbeiter immer durch ein Jahr bloss gesammelt und ihm dann zur Einlage in
eine allgemeine Sparkasse ausgezahlt wird. Besondere Erwähnung unter
diesen Anstalten verdient die Kranken- und Sparkasse der Papierfabrik der
Lorenz Söhne und Eichmann in Arnau, von der im Berichte anhangsweise
auch die Statuten mitgetheilt werden. Aelteren Ursprunges sind die gegen-
seitigen Unterstützungsvereine der Arbeiter, die sich namentlich bei den
Druckern vorfinden. Fast gänzlich fehlen sie den durch Hausindustrie be-
schäftigten Arbeitern, erst in neuerer Zeit bildeten sich zu Aussig und
Schluckenau Webervereine. Bei den Bergleuten reichen die Unterstützungs-
anstalten am weitesten zurück. Schon seit Jahrhunderten besitzen sie ihre
Bruderladen und Knappschaftskassen. Im Leipaer Kreise zählt man deren 2,
im Gitschiner 3. Sie gewähren bei eingetretener völliger Arbeitsunfähigkeit
den Arbeitern jährliche Pensionen bis zu 75 fl., ausserdem auch den Arbeiter-
wittwen jährliche Unterstützungsbeträge zu 24—30 fl. und den Arbeiterwaisen
bis nach erreichter Mündigkeit zu 6—12 fl. Von minderem Belange sind die
Unterstützungsanstalten für bestimmte Handwerke, die sich als Ausflüsse des
Kumftwesens darstellen. ihre Hilfe beschränkt sich gemeiniglich darauf, 'er-