386 Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover
Diese Abgaben werden später sammt den Declarations- und
Controlbeschwerden beiderseits erspart, was schon nach den
Grenzverhältnissen und der benachbarten Lage von Hannover,
Kurhessen, Braunschweig, mehreren preussischen Provinzen und
Thüringen entweder den hannoverschen Producenten und den
jenseiligen Consumenten oder den hannoverschen Consumenten
und den jenseitigen Producenten je nach dem Ausfalle der Erndten
und dem Stande der Preise grosse Vortheile gewähren muss.
Zwar sind “aus der Mitte der hannoverschen Landwirthe
Stimmen laut geworden, welche dieser Verkehrsfreiheit abhold
sind, weil sie den erwähnten einen, resp. halben guten Groschen
Einfuhrzoll als Schutzzoll für den inländischen Getreidebau fest-
halten möchten.
Als ob hier eine Maassregel mit Folge zur Frage stände
gleich der veränderten Kornzollgesetzgebung Englands und deren
Einwirkung auf die englische Landwirthschafi |
Dabei ist auch folgender Umstand gänzlich übersehen worden.
Hannover führt — besonders in solchen Jahren, in welchen-
der Absatz nach den Nordseeländern günstig sich stellt — über
Hamburg, Bremen, Emden u. s. w. mehr Getreide aus, als das
Land im Ganzen nach Maassgabe seiner Production und des
‚Consums seiner Bevölkerung abzugeben im Stande ist. Es ist
daher ganz natürlich, dass Getreide in der Richtung von Süden
nach Norden oder von Westen nach Osten ins Land hinein sich
nachschiebt.. Ueber diese Einfuhr können die hannoverschen
Landwirthe sich nicht beschweren, weil sie schon von der durch
den vorangegangenen oder gleichzeitigen Export eingeiretenen
Preissteigerung den gebührenden Vortheil gezogen haben. Dass
die Consumenten ihnen zu Gefallen Hunger leiden, können sie
nicht verlangen. Ohnehin ist schon seither der Einfuhrzoll für
die Lieferungen zu den Harzmagazinen in der Regel erlassen und
in Nothjahren (in welchen manche Landwirthe selber für den
eigenen Bedarf zukaufen müssen) eine solche Befreiung allge-
mein für den Steuerverein (und ebenso im Zollvereine) verfügt
worden.
Wie nothwendig gegenseitige Verkehrsfreiheit für Ge-
ireide zwischen Hannover und dem Zollvereine ist, geht daraus