Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

vom Asyle, 577 
und gründliche Erörterung der internationalen Rechtsaufgabe von 
bedeutendem Werthe. 
2. 
Das gegenwärtig bestehende positive Recht, 
Wie nun aber auch immer der wissenschaflliche Vortheil 
einer Aufstellung richtiger Grundsätze über internationale Rechts- 
pflege angeschlagen werden mag; die Hauptsache ist natürlich 
der Einfluss, welchen eine solche bessere Theorie unmittelbar 
auf das Leben auszuüben geeignet ist, 
Es wäre freilich thöricht, auch von der offenbar richtigsten 
Lehre eine alsbaldige, eine durchgängige und eine unverbrüch- 
liche Uebereinstimmung der Grundsätze und Handlungen säunmt- 
licher Staaten zu erwarten. Die Wirkung kann nicht augen- 
blicklich sein, (wenn schon, wie oben bemerkt, gerade im aus- 
wärligen Verkehre, neue Ueberzeugungen an sich leichter in’s 
Leben treten, ) weil die maassgebenden Staatsmänner zur Aen- 
derung ihrer bisherigen Auffassungen durch neue Theorieen nicht 
eben schnell bewogen werden; überdiess manche Aenderung 
in der Strafgesetzgebung erforderlich ist. Noch schwieriger 
wird eine völlige Gleichförnigkeit zu bewerkstelligen sein, 
weil die Bereitwilligkeit zur Unterstützung fremder Staaten, zu 
welchen Zwecken es auch immer sei, vielfach bedingt ist durch 
allgemeine Verhältnisse, überhaupt bestehende Gemeingefühle oder 
Abneigungen, mit Einem Worte durch Interessen und Vorurtheile, 
und nicht immer durch Ueberzeugungen. Und am wenigsten darf 
darauf gehofft werden, dass niemals Leidenschaft oder die Be- 
schaffenheit des einzelnen Falles zu einer Abweichung von den 
Regeln verleiten werden, selbst wenn diese grundsätzlich ganz 
allgemein arerkannt wären. Zur scheinbaren Rechtfertigung ei- 
ner Abweichung von völkerrechtlichen Regeln hat es erforder- 
lichen Falles niemals an Worten und Scharfsinn gefehlt. 
Dennoch wäre die Auffindung einer richtigen Lehre auch 
für das Leben von entschiedener Bedeutung. Ein grosser Theil 
der jetzigen Meinungsverschiedenheiten und Unzuträglichkeiten
	        
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