fullscreen: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Die Durchführung der Operationen stellte an 
Weiße und Farbige die höchsten Anforderungen 
und war nur möglich durch die tadellose Haltung, 
gute Schießausbildung und aufopfernde Pflicht- 
treue der farbigen Truppe. Monatelang litt 
diese hinsichtlich Unterbringung und Verpflegung 
die größten Entbehrungen, da der Feind Dörfer 
und Farmen zerstört hatte. Eine Handvoll un- 
reifer Kassada ohne Salz, ein Trunk fauligen 
Sumpfwassers bildete oft die einzige Nahrung 
und pflanzte den Keim des Todes in manchen 
Braven, den die feindlichen Geschosse im hinter- 
listigen Buschgefecht verschont hatten. Aussichten 
auf Beute, Spiel, Suff und Weiber, die üblichen 
Zugmittel aller Söldner, ob weiß, ob schwarz, 
waren in diesem finsteren, blutdurchtränkten Ur- 
schlamm nicht zu erhoffen. 
Wenn trotzdem immer neue Scharen jugend- 
frischer Gestalten der Werbetrommel folgen und 
die Lücken füllen, so hat dies seinen Grund in 
der faszinierenden Wirkung deutscher Erziehungsart 
zum Soldaten, in dem kriegerischen Geiste und 
den ausgezeichneten militärischen Anlagen, welche 
im Farbigen, insbesondere in den zahlreichen ein- 
heimischen Stämmen der Jaunde und Bulu, 
stecken. 
Gerade der letztere Umstand muß aber zu 
ernsten Erwägungen anregen. Wir dürfen 
bei den nahen, verwandtschaftlichen Beziehungen 
der eingeborenen Soldaten zu den unterworfenen 
Stämmen die Möglichkeit nicht außer acht lassen, 
daß letztere mit den Soldaten einmal gemeinsame 
Sache gegen den Rassefeind machen, können daher 
auf die Anwerbung ausländischer Söldner nicht 
verzichten und müssen dafür sorgen, daß die Kom- 
pagnien und vor allem auch die zu befestigenden 
Stationen ausreichend mit Europäern besetzt 
sind. Wir müssen auch aus diesem Grunde durch 
Heranziehung moderner Verkehrsmittel, wie Tele- 
graph und Eisenbahn, die Möglichkeit schaffen, 
eine größere Anzahl von Europäern an 
bedrohten Punkten schnell zusammen- 
zuziehen. 
Die vielleicht auffällig lange Dauer der 
Kämpfe im Südbezirk und die Schwierigkeit ihrer 
Durchführung hat verschiedene Gründe: 
Die einheitliche Leitung der Expedition wurde 
sehr erschwert durch den Umstand, daß dem Ex- 
peditionsführer neben der militärischen Tätigkeit 
noch die gesamte Verwaltung des ausgedehnten 
Gebietes oblag und er sich hierin mangels geeig- 
neten Personals nicht vertreten lassen konnte. 
Die große Ausdehnung des Gebietes und der 
Mangel an Verkehrswegen erschwerten die not- 
wendige Verbindung der fechtenden Abteilungen 
und den Nachschub an Verpflegung, Ausrüstung 
  
und Munition außerordentlich. Die Beschaffung 
der hierzu erforderlichen Träger stieß überall auf 
die größten Schwierigkeiten und erregte auch bei 
den befreundeten Stämmen böses Blut. Die 
Trägerkalamität beim Ausbruch kriegerischer Ver- 
wicklungen läßt die Notwendigkeit einer ständigen 
Trägerkolonne bei den Kompagnien bzw. Stationen 
auch in Friedenszeiten immer dringlicher er- 
scheinen. 
Die zur Sicherung der langen Etappenlinie 
erforderlichen Posten schwächten die Gefechtskraft 
der Truppe. 4 
Die zu bekämpfenden Stämme sind kriege- 
rischer Natur und durch ewige Streitigkeiten 
untereinander kriegserfahren und im Waffenhand- 
werk geübt. Diese gegenseitigen Zwistigkeiten 
hinderten die Eingeborenen jedoch nicht, gegen 
ihren gemeinsamen Feind, den Europäer, ge- 
meinsam vorzugehen. Dazu brachte der Handel 
das nötige Kriegsmaterial ins Land. Die An- 
griffe der Niem bei hellem Tage auf stark be- 
festigte Lager, das erbitterte Handgemenge beim 
Sturm auf Bokamonene bewiesen, daß die Zeiten 
vorbei sind, wo auch eine kleine Truppenabteilung 
unter Europäerführung in offenem Gefecht keine 
Übermacht der Feinde zu fürchten hätte. Es wäre 
eine unverantwortliche Selbsttäuschung, wollte 
man sich der Erkenntnis verschließen, daß die Ein- 
geborenen Kameruns gelernt haben, den Europäer 
mehr und mehr nach seinem wahren Werte ein- 
zuschätzen, nicht aber das gottähnliche Wesen mehr 
in ihm zu sehen wie früher. Dazu haben gerade 
im Aufstandgebiet die widerlichen Steitigkeiten der 
weißen Angestellten von Konkurrenzsirmen sehr 
beigetragen. Wenn, wie es vorgekommen, ein 
weißer Kaufmann einen anderen auf offener Land- 
straße vor den Augen zahlreicher Eingeborener 
durchprügelt, so kann das unmöglich zur Hebung 
des Ansehens des Europäers beitragen. 
Mit der Tatsache, daß unsere Eingeborenen 
militärisch ernster zu nehmen sind als in 
vergangenen Jahren, muß gerechnet werden. 
Das Gelände war äußerst ungünstig. Es war 
dichter Urwald, der von einer Menge von Wasser- 
läufen durchschnitten wird, die zur Regenzeit über 
ihre Ufer treten, das Land weit und breit über- 
schwemmen und in Moräste verwandeln. Da der 
Verkehr der Eingeborenen untereinander sich viel 
auf den Wasserwegen in Kanus abspielt, so sind 
die Wege äußerst mangelhaft und fehlen zum Teil 
gänzlich. 
Eine weitere Ursache der langen Dauer der 
Unternehmungen ist darin zu suchen, daß einzelne 
eingesetzte Truppenteile wieder zurückgezogen und 
anderweitig verwendet werden mußten. So mußte 
die 5. Kompagnie in ihren Bezirk, das Bululand, 
zurückkehren, da man das dortige Gebiet nicht
	        
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