Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Die Tätigkeit der Presse. Auch in unserem Sach- 
sen hat sie selbst trotz des Papiermangels und der Raum- 
knappheit ihren Mann gestellt, die Tagespresse wie die der 
Zeitschriften. An gegen 100 Zeitungen sandte der Preß- 
ausschuß des Landesverbandes der Boden- 
reform von zeit zu Zeit Artikel, viele sind erschienen, sie 
haben, dünkt uns, ihre Wirkung nicht verfehlt. Man darf 
wohl fragen: wäre ohne die Presse der Gedanke volkstüm- 
lich geworden? 
Unter den das Siedlungswesen behandelnden Fachzeit- 
schriften für unser Sachsen ist zu nennen die Zeitschrift: 
„Der Siedler“. 
Seit Mai 1918 erscheint diese Zeitschrift i im Verlage von 
Oskar Laube, Dresden, herausgegeben von Hanns Horst 
Kreisel. Der Herausgeber hat es verstanden, eine große 
Zahl im Siedlungswesen maßgebender Persönlichkeiten in 
den Dienst seines Unternehmens zu stellen. Von den ver- 
schiedensten Gesichtspunkten aus wird das Siedlungswesen 
beleuchtet. Aber nicht planlos ohne eigne Gedanken zur 
Sache verfährt der Herausgeber, im Gegenteil, er vertritt 
eine eigene Meinung. Er will das Siedlungswesen auf eine 
geistige Höhe heben, alles Gute ihm dienstbar machen, nicht 
zuletzt den guten Geschmack. Was er anstrebt, ist kurz ge- 
sagt eine Durchgeistigung der Sache. Diesem Zweck dient 
vor allem auch seine Forderung der Gründung von Sied- 
lerschulen, als Unterweisungs= und Übungsstätten für 
den Beruf des Siedlers. Und zur Schule tritt die Organi- 
sation der Siedler. Der Herausgeber denkt sich es so, 
daß in den einzelnen Siedlungen tüchtige Personen eine Art 
Leitung und Führung in der Sache ausüben, Führung durch 
Muster und Vorbild. Und er drängt zur Verwirklichung 
seiner Absichten. Schon ist es gelungen, Siedlungswerber 
zu organisieren, daß sie selbst das Werk betreiben, das ihm 
nicht recht in Gang kommen will — nur daß er die tat- 
sächlichen Schwierigkeiten der besonderen Jeitumstände doch 
wohl zu unterschätzen scheint. Es ist erfreulich, daß ein solch 
führendes Organ gerade in unserem Sachsen erscheint und 
an seinem Teile, überdies auch als Organ für Offiziers- 
heimstätten, der Förderung der Sache dient. 
Zur Presse gehört und gewiß nicht zuletzt das Buch. 
Wir heben für Sachsen hervor 
1. die Schrift eines im Siedlungswesen bewährten 
Mannes, unmittelbar aus der Betätigung im Siedlungs- 
wesen heraus entstanden, aus reichster Erfahrung geschöpft, 
die Schrift: 
Die Kleinansiedlung auf genossenschaftlicher 
Grundlage. 
Erfahrungen, kritische Betrachtungen und Ratschläge zur 
neuzeitlichen Landaufteilungsfrage 
von 
Dr. Breymann, Rechtsanwalt. 
Leipzig, Dieterichsche Verlagsbuchhandlung. 
In ihr werden alle für das Siedlungswesen wichtigen Ge- 
genstände einer den Anforderungen der Zeit entsprechenden 
Betrachtung unterzogen. Der Verfasser ist durchdrungen 
von der außerordentlichen Wichtigkeit der richtigen Lösung 
des Problems der Kleinansiedlung zumal unter den gegen- 
wärtigen Zeitumständen. Er verkennt nicht die freilich be- 
stehenden mannigfachen Hindernisse und Erschwerungen, er 
ist keineswegs ein blinder Fanatiker, wohl ver von edler 
Begeisterung für das große Werk erfüllt. Er warnt vor 
lberstürzung, vor Unterschätzung der vorhandenen Schwierig- 
keiten, vor Experimenten, andererseits ist er der An- 
sicht, daß angesichts der fortschreitenden Industrialisierung 
unseres Volkes die innere Vergiftung desselben nur durch 
die planmäßige Verbesserung der Wohnungsform für unsere 
Arbeiterschaft und für den Mittelstand im breitesten Sinne 
innerhalb der Städte aufgehalten werden kann, eben durch 
die Kleinansiedlung, unter der er die ländliche und halb- 
ländliche Flachbausiedlung mit ausreichendem Nutzland ver- 
steht. Auf Grund eigenster Erfahrungen ist er davon über- 
zeugt, daß — diesem Umstande entgegenkommend — in 
weiten Kreisen unseres Volkes tatsächlich Sehnsucht nach 
einem Stück Land zur Bebauung vorhanden ist, nicht min- 
der, daß auch Anlage und Fähigkeit zur Landbebauung in 
vielen noch schlummert, noch nicht erstorben ist, sondern 
nur der Weckung bedarf, wozu der Krieg mit beigetragen 
hat. Worauf es ankommt, worauf es dem Verfasser wie- 
derum besonders dabei ankommt, ist, daß der Wille zur 
Ansiedlung die rechte Form erhalte, eine Form, die die 
Angelegenheit als Volkssache im weitesten, wahrsten und 
besten Sinne sich entfalten läßt, getragen von der Teil- 
nahme aller verständigen Kreise, Berufe, Glieder unseres 
Volkes unter deren unmittelbarster Mitwirkung. Würde 
dies verfehlt, so stehe nicht weniger als alles auf dem 
Spiele. Die rechte Form aber ist nach Ansicht des Ver- 
fassers die der Genossenschaft, nicht die der geschlosse- 
nen, schwerfälligen Aktiengesellschaft mit ihrem bevormun- 
denden, die Privatinitiative knebelnden Charakter. 
Verfasser unterläßt nicht hervorzuheben, wie gerade unser 
Sachsen die genossenschaftliche Form in die Gesamtorga- 
nisation in vorbildlicher Weise eingefügt hat. Gleichwohl 
verfährt er in bezug gerade auch auf Sachsen in anderem 
Zusammenhange nicht ohne eigenes Urteil, wenn er meint, 
daf hinsichtlich der Reichssiedlungsverordnung, die inzwischen 
Gesetz geworden, für unser Sachsen es wohl angebracht 
sei, bei seiner Bevölkerungsdichte mehr Siedlungsgelände 
zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig die einzelnen Land- 
stellen kleiner zu gestalten, weil sie intensiver ausgenutzt 
werden. An Nachfrage nach Heimstätten fehle es an sich 
nicht, wie die Tatsache beweise, daß vielfach Söhne von 
Landwirten außerhalb Sachsens sich begäben — eben aus 
Mangel an Siedlungsgelegenheiten daheim. 
2. Die Schrift von Pfarrer Steude-Großdrebnitz bei 
Bischofswerda 
Eigenes Heim auf eigener Scholle 
Dresden. Oskar Laube, Verlag des „Siedlers“ 
dürfte um ihrer besonderen Vorzüge willen ihre Wirkung 
nicht verfehlen. Die Vorzüge bestehen einmal in der Reich- 
haltigkeit des Inhaltes, sodann in der Knappheit der Form 
— hohe Vollständigkeit bei größter Kürze — in der Klar- 
heit des Ausdrucks, vor allem aber in der überaus geschickten 
und dadurch besonders wirksamen Anordnung des Stoffes. 
Verfasser handelt 6 
1. von der Notwendigkeit der Schaffung von Krieger- 
heimstätten — zahlreiche Feldpostbriefe bezeugen die Sehn- 
sucht nach einem Stück Land: die verschärfte Wohnungs- 
not, die das Vaterland verteidigende Leistung des Krie- 
gers, welche die Kriegerheimstätte als ebenso billige 
Dankeserweisung wie zweckmäßige Schutzmaßregel, viel- 
fach auch als Mittel zur Stärkung der geschwächten kör- 
perlichen, geistigen und seelischen Gesundbeit erscheinen 
lassen, sind die Hauptgründe dafür, die Schrift handelt 
2. von der Durchführbarkeit des Gedankens: die Land- 
frage, die Rechtsformen der Enteignung, des Vorkaufes, 
des Wiederkaufes, des Erbbaues, die Bau= und Baustoff- 
frage, endlich die Geldbeschaffungofrage, dabei das Ka- 
pitalabfindungsgesetz, werden behandelt, 
3. der Segen als die Folge der Erstellung von Krieger- 
heimstätten besteht: in Hebung der Volksvermehrung, 
Volksgesundheit, Volkssittlichkeit, Eindsmmung des Ge- 
burtenrückganges, der Säuglingssterblichkeit, der ver- 
heerenden Wirkung von Tuberkulose und Geschlechts- 
krankheiten, Stärkung des Heimatgefühls, der Boden- 
ständigkeit, Ersparung von Mitteln für Kranken= und
	        
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