Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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Besonders würde es sich empfehlen, die Araber von den indischen 
Geldleihern und Kaufleuten unabhängig zu machen, die einen schonungs- 
losen Wucher üben, und denen die verarmten Karawanenunternehmer 
jetzt, wo die Sklavenjagden aufgehört haben, und das Elfenbein anfängt 
selten zu werden, scheinbar hilf= und hoffnungslos verfallen sind. 
Solche Inder, die englische Untertanen sind, gibt es jetzt etwa 10000 
in den ostafrikanischen Küstenstädten. Sie lenken den Handel nach Mombas, 
Bombay, Alexandrien und London hin ab. 
Das vornehmste Objekt des Karawanenhandels ist jetzt der Kautschuk. 
Es ist nicht gerade erhebend, zu erfahren, daß diese kostbare Ware ihren 
Weg über Sansibar nimmt, und daß die englische Ugandabahn ebenso 
wie die portugiesische Schiffahrt auf dem Schire unsern Handel mit dem 
Seengebiet abzapfen und lahmlegen. 
Von demselben Gesichtspunkte aus ist die Angabe der Regierungs- 
denkschrift von 1900 bemerkenswert, daß die Maschinen, u. a. Zuckerpressen, 
im französischen Mauritius billiger zu beschaffen sind als bei uns, und 
daß das Absatzgebiet z. B. für den Zucker vornehmlich in Arabien, Persien 
und Indien gefunden wird. Solche Verhältnisse deuten auf die Bildung 
eines Kulturzentrums der Zukunft hin, das von dem Mutterlande sehr 
unabhängig dasteht und deshalb so wenig wie möglich „fiskalisch“ be- 
handelt werden sollte. 
Der Weg den Sambesi hinauf nach dem Tanganyikasee ist bereits 
außerordentlich gangbar. Eine englische Dame, Miß Helen Caddik, hat 
ihn völlig ohne Begleitung eines Weißen zurückgelegt. Sie wurde in 
ihrer Hängematte (machilla) durch Wälder und über Ströme getragen, 
und dazu genügten jedesmal zwei Neger (boys oder Jungen genannnt). 
Sie hatte nicht ein einziges unangenehmes Abenteuer, wie denn die Konde 
zwischen den Seen am Kiwirastrom auch von anderer Seite als ein höchst 
gutartiges Volk geschildert werden. „Nur einmal“, so erzählte sie, „waren 
meine boys müde, und ein Trupp des Weges kommender Neger machte 
sich über sie lustig. Plötzlich ergriffen zwei von ihnen die Tragestange 
und liefen mit mir davon, steile Felsen hinauf und hinab, die ich zu er- 
klettern nie gewagt haben würde. Die anderen liefen singend und lachend 
nebenher und lösten die freiwilligen Träger nach einer Weile ab. Das 
dauerte über eine Stunde. Endlich setzten sie mich ans Ufer eines Stromes 
nieder und liefen lachend davon. Meine Träger trafen nach einer Weile
	        
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