Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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schlimmeres Los dir noch bevorsteht. Du hast erst vorgestern einen von 
Luis Leuten gefressen, was willst du von mir und meinen Leuten?“ 
Holi saß zitternd unter dem Baume, und ich schwankte einen Augen- 
blick, ob ich ihn nicht niederknallen sollte. Dann warf ich mein Gewehr 
über die Schulter und sagte: 
„Du wirst noch von mir hören. Ich kam in keiner anderen Absich, 
als um gegen gute Bezahlung Lebensmittel zu kaufen. Ich werde dir 
ein Kriegsschiff herschicken, dessen Kommandant sich nicht durch ein 
Geschenk von Schweinen versöhnen läßt.“ 
Dann machte ich kehrt und verließ den Ort. Aber sobald ich 
den Zaun hinter mir hatte, wurde mein Schritt immer schneller, bis 
Rango und ich im vollsten Laufen waren. Das war auch gut; denn 
man hörte aus dem Dorfe das Kriegsgeschrei der Leute Holis. Bald 
erreichten wir das schützende Gebüsch, und als wir aus demselben bis 
zur Ansiedelung Caffins marschiert waren, stießen wir auf die Leute Luis, 
welche im Anmarsch waren. Eine halbe Stunde später fielen ungefähr 
dreißig Schüsse hintereinander auf das Dorf Holis, und meine Boots- 
besatzung beteiligte sich mit am eifrigsten am Beschießen. Holi, der alte 
Fuchs, sah wohl jetzt ein, daß er die Übermacht gegen sich hatte, denn 
es erschienen plötzlich Unterhändler, die sowohl mit mir als mit Lui 
Frieden schließen sollten. Holi ließ mir sagen, ich könne unbehindert in 
seinem Revier Lebensmittel nehmen und brauchte sie nicht einmal zu 
bezahlen, und Lui bot er für den erschlagenen und aufgefressenen Mann 
seines Stammes zwanzig Schweine, die von Lui mit Vergnügen an- 
genommen wurden. Eine halbe Stunde später war der Krieg wieder 
beendet. 
„Kommen Sie mit mir,“ sagte ich zu Caffin, „was wollen Sie 
hier? Jetzt erst recht wird Holi sich an Ihnen zu rächen versuchen“. 
„Ich habe nur noch wenige Monate zu leben,“ erklärte Caffin, 
ound diese will ich hier zubringen. Bevor Holi Hand an miich legt, 
stirbt er, und seine Leute trauen sich nicht an mich heran.e 
Ich lichtete den Anker, fest überzeugt, daß Caffin in wenigen 
Tagen nicht mehr am Leben sein würde. Ich täuschte mich aber, er 
blieb noch ein halbes Jahr unbehelligt und ging dann schwer an der 
Schwindsucht leidend mit seinem Diener Sambo nach’ Australien, weil 
er das Klima nicht mehr vertrug. Aber hier unter den Weißen, um- 
geben von allen Bequemlichkeiten, vergaß Caffin das Grab seines
	        
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