Full text: Zentralblatt für das Deutsche Reich. Siebenunddreißigster Jahrgang. 1909. (37)

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D. Nackte Gerste. 
a) (1) Nackte Gerste hat in der Regel eine gute Keimfähigkeit und ein hohes Hekto- 
litergewicht. Da sie außerdem eine hohe Extraktausbeute liefert, erscheint ihre Verwendung 
zur Bierbereitung nicht ausgeschlossen. Auf nackte Gerste ist daher, sofern ihr Hektoliter- 
gewicht die entscheidenden Grenzen überschreitet, der vertragsmäßige Zollsatz von 4 .X für 
1 dz stets dann anzuwenden, wenn die Unbrauchbarmachung abgelehtt wird, die Gerste nicht 
gemäß § 19 der Gerstenzollordnung als ungeeignet zur Malzbereitung anzusehen ist oder nicht 
gemäß §§ 21 ff. ebenda mit dem Nachweise der Verwendung zu anderen Zwecken als zur Malz- 
bereitung abgefertigt wird. In den letzten drei Fällen kann sie vertragsmäßig zum Satze von 
1,0 K für 1 dz verzollt werden. 
(2) Sollte das Hektolitergewicht von nackter Gerste, was voraussichtlich selten vorkommen 
wird, aber immerhin möglich sein könnte, unter den entscheidenden Grenzen bleiben, so ist nach 
den Bestimmungen der §§ 12, 13 und 15 der Gerstenzollordnung zu verfahren. 
b) (1) Nackte Gerste (Fig. 1) und andere (bespelzte) Gerste, welche einem Schälverfahren 
noch nicht unterworfen worden ist (Fig. 2), unterscheiden sich dadurch, daß bei ersterer die Spelzen 
gänzlich fehlen, während bei letzterer beide Seiten des Kornes mit Spelzen bedeckt find. Die bei 
bespelzter Gerste am Rücken des Kornes angewachsene Spelze (Deckspelze) zeigt drei gleichlaufende, 
stark hervortretende ise# Auf der Bauchseite ist die Furche der Körner bei bespelzter 
Gerste nur angedeutet, aber nicht, wie bei nackter Gerste, in der ganzen Länge erkennbar, da sie 
von einer zweiten Spelze (der Vorspelze) überdeckt ist und diese der Furche besonders am Anfang 
und Ende nicht völlig folgt. Ferner ist bei bespelzter Gerste an der Basis der Vorspelze stets 
die kennzeichnende Basalborste zu sehen, welche mit Härchen bedeckt ist. Einige Körner zeigen 
seitlich an der Basis noch zwei weitere schmale borstenartige Spelzen. Auch ist bei bespelzter 
Gerste der Keimling nicht zu sehen, da er von der Deckspelze verdeckt wird. 
(2) Werden die vorhandenen Zweifel durch vorstehende Merkmale nicht behoben, so ist der 
Querschnitt der Körner mikroskopisch zu untersuchen. Das mikroskopische Bild (Fig. 3 und 4) 
läßt bei bespelzter Gerste die mehr vorhandenen Zellschichten der Spelzen deutlich erkennen. 
ce) (1) Die Unterscheidung nackter von anderer, bereits geschälter Gerste (Fig. 5) kann 
Schwierigkeiten bieten, wenn für die Untersuchung nur einzelne Körner verfügbar sind; liegen 
aber einige hundert Körner oder größere Posten vor, so ist das Erkennen sicher. 
    
Fig. 1: Nackte Gerste.
	        
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