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Anweisung
zum Desinfektions-Verfahren.
I. Mittel zur Desinfektion.
Di. Mittel, welche den Ansieckungsskoff zu zerstören vermögen, sind ver-
schieden nach der Verschiedenheit der zu reinigenden Gegenstände, und bestehen
im Allgemeinen in:
A. Waschungen mit gewissen Flüssigkeiten,
B. Räucherungen und
C. Durchlüften der zu reinigenden Dinge.
A. Zu den Waschungen dienen:
1) Die starke Chlorkalksolution, bestehend aus einer Auflösung von
4 Loth Chlorkalk in einem Quart Wasser, die man von dem Rückstande
abgießen kann;
2) die schwache Chlorkalksolution, aus einem Lothe Chlorkalk in eine
Quart Wasser aufgelöst und von dem Rückstande abgegossen;
3) scharfe Aschenlange; 6
4) Auflösung von weißei und grüner Seife in Wasser.
B. Die Räucherungen werden gemacht:
1) mittelst Chlorgas:
a) man nimmt 9 Theile gepulverten Kochsalzes, 8 Theile gepulverten Braun-
b
sicins und 10 bis 18 Theile konzentrirter Schwefelsäure. Das Pulver
des Braunsleins reibt man in einem vertieften Gefäße von Glas, Por-
zellan oder Steingut, mit dem Kochsalze zusammen und gießt dann die
Schwefelsäure nach und nach hinzu, indem man das Gefäß sanft bewege,
oder die Mischung mit einem thönernen Pfeifenstiele oder Glasstabe umrührt;
wo nicht große Räume und große Massen mit Chlorgas zu durchräuchern
sind, auch wo man Chlorkalk in hinreichender Menge haben kann, ist fol-
gendes Verfahren zu empfehlen: Man vermischt 2 bis 3 Theile konzen-
trirter Salzsäurc von 1,150 mit einem Theile Chlorkalk, indem man den
letztern nach und nach in ein hinlänglich tiefes Glas oder Gefaß von
Porzellan oder Steingut, in welchem die Salzsaure enthalten ist, schüttet
und dabei das Gefäß bewegt.
2) Mittelst salpetersaurer Dämpfe. In eine Schaale von Glas, Por-
zellan oder Steingut, schürtet man einen Theil gepulverten Salpeters, und
gießt mit gehöriger Vorsicht nach und nach etwas mehr, als die Hälfte
weißer oder nicht sehr braun gefärbter konzentrirter Schwefelsaure (Vitriol=
Oel) hinzu, indem man das Gemisch von Zeit zu Zeit mit einem Stabe
von