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mit einem Stab von Glas oder gebranntem Thon nach und nach ein Loth concentrirte Schwe-
felsäure hinzu. Metalle, Holz, Stroh und thierische Substanzen darf man mit jener Masse nicht
in Berührung bringen, weil sich sonst den Lungen nachtheilige Dämpfe entwickeln.
b) Chlordämpfe: man schütte zwei Loth Chlorkalk und ein halbes Loth saures schwe-
felsaures Kali in eine Schaale von Glas, Porzellan, Steingut oder gut glasirten ordinatren
Töpferzeug, feuchte diese Masse mit Wasser an, indem man sie ofters mit einem Stabe
von Glas, Thon oder Holz umrührt, oder man nimmt statt des Chlorkalks, neun Theile
gepulvertes Kochsalz und acht Theile Braunstein, die man sorgfältig untereinander reibt,
dringt sie wie jene Masse in eine ähnliche Schaale, gießt sechszehn bis achtzehn Theile
concentrirte Schwefelsäure, die man mit eben so viel Wasser verdunnt, unter Umrühren
hinzu. Auch kann man mit einer Auflösung von zwei Loth Chlorkalk in einem Pfund
Wasser den Fußboden der Zimmer täglich einigemal besprengen. »
Doch duͤrfen diese Daͤmpfe nicht zu stark und reichlich in den Zimmern entwickelt
werden, weil sie sonst Husten, wohl auch Ekel, Uebelkeit, Kopfweh und Schwindel erre-
gen können und das Athmen beschweren. In den Zimmern der Gesunden nimmt man sie
am besten dann erst vor, wenn die Bewohner dieselben auf einige Zeit verlassen haben.
Rücksichtlich der Reinlichkeit des Körpers ist zu bemerken, daß man die Hände mit
gutem Weinessig oder einer schwachen Auflösung von Chlorkalk (einen Theil auf hundert
Theile Wasser) und das Gesicht mit durch Wasser verdünnten Weinessig waschen kann.
Man reinige auch den Mund, die Zähne und die Nase öfter mit frischem Wasser. Das
Waschen und Baden des ganzen Körpers ist jetzt noch fleißiger zu wiederholen;, wobei je-
doch jede Erkältung zu vermeiden ist. Die Personen, welche daran gewöhnt sind, koönnen-
sich auch des Flußbades bedienen, nur jetzt noch besonders mit der Vorsicht, daß sie nicht
zu spät des Abends baden, und nicht in den frühen Morgenstunden, bevor das Wasser
durch die Sonne wieder hinlänglich durchwärmt ist, eben so wenig an Tagen, wenn das
Flußwasser, nach der von ihnen gewohnten „Temperatur zu kalt ist, sumpfige oder neblige
Wasserdünste in der Nähe des Flusses sich entwickeln, das Wasser trübe oder fonst unrein
ist. Recht zweckmäßig ist es auch, den ganzen Körper des Morgens nach dem Aufstehen
mit Flanell abzureiben, der bei kälterer Witterung durchwärmt seyn muß, und wöchentlich
einige Male mit warmen Essig zu waschen.
11.) Von den Speisen müssen nun noch forgfältiger die fetten, schwer verdaulichen
Rahrungsmittel, Speck, Schmalz, harte Eier, schwere Mehlklöse, fettes Kuchen= und
Backwerk, die sauren sehr wässerigen und kältenden rohen Früchte, nicht recht reife Jo-
hanniöbeeren, Stachelbeeren, Weintrauben, Pflaumen, Aprikosen, saure Birnen und
Aepfel, die Melonen, auch wenn sie reif sind, vermieden werden. Recht reife rohe
Fruchte, so wie gekochtes frisches und gebackenes Obst, ist, in mäßiger Quantität genos-
sen, unschädlich. Von den Gemüsen sind Kohl, Weißkraut, Petersilie und Kohlrüben zu
widerrathen. Dagegen sind solche Pflanzen-Speisen zu genießen, die viel mehlige Stoffe
enthalten, wie z. B. Reis, Gries, Graupen, Hafergrütze, Sago, gute, nicht wässerige
oder gefrorene Kartoffeln u. s. w.; ferner die saftigen Gemüse, Mohrrüben, Selleri,
Schwarzwurzel, rothe Rüben, überhaupt alles Wurzelwerk mit Ausnahme der obengenann-
ten; ferner Spargel, Hopfenkeimchen, Schoten, Bohnen- Spinat, Sauerkraut u. dgl. Von
den schwerer verdaulichen trocknen Hülsenfrüchten sind die Erbsen, Linsen und Bohnen nicht
ganz zu verbieten, doch jetzt eben so wie Salat und Gurken mit Vorsicht zu genießen.
Tuch der Genuß von leichteren Mehl= und Milchspeisen, als Fadennudeln, Milchreis, ge-