Bucht beherrscht, aufgerichtet werden sollte,
nahm der Transport von Cement, Sand und
Steinen, sowie des ganzen übrigen Baumaterials
etwas längere Zeit in Anspruch.
Nachdem jedoch die Fundamente gelegtwaren,
wurde auch dieser Bau in sehr kurzer Zeit
fertiggestellt. In derselben Weise wie das
Kameruner Schulhaus ausgeführt, jedoch höher
und freier, enthält der untere Stock die Kanzlei
und ein Aktenzimmer, im oberen Stock ist die
Wohnung des Bezirksamtmanns. In der Nähe
des Hauses ist die Küche mit Vorrathsraum und
Dienerzimmer erbaut, ein Holzbau mit Well-
blech-Bekleidung und -Dach.
Vorher wurde eine steinerne Treppe vom
Strande zum Hauptwege gebaut, dieselbe ist
Am breit und wird von Pfeilern begrenzt, von
denen einer der oberen den Flaggenmast und
der zweite eine große Hafenlaterne zu tragen
bestimmt ist. Von dieser Treppe geht die Haupt-
straße in gerader Linie zum Viktoria-Bache, der
durch eine auf vier Land= und einem Strompfeiler
Zu den Brücken-
balken wurden Hölzer verwendet, die in Viktori-l
ruhende Brücke überbaut ist.
gewachsen sind. Die Stämme waren bei 40 m
Länge an der Spitze noch 50 em scharfkantig.
Genau in der Verlängerung der Straße liegt
das Wohnhaus einige 50 m über dem Thale.
Der Weg zieht sich von der Brücke an in
Schlangenlinien auf die Höhe hinauf und er-
forderte viele Arbeit.
Auf der Strecke im Thale mußte ein Ein—
schnitt und weiterhin eine beträchtliche Anschüttung
gemacht werden, wobei die Feldeisenbahn sehr
zu statten kam.
Am Strande selbst ist ein Bootshaus aus
Viktoriaholz mit Wellblech-Dach und Wand—
bekleidung aufgeführt, in welchem auch Bau—
material untergebracht werden kann.
Von Viktoria aus wird ein Weg nach der
Kakaoplantage in der Kriegsschiffsbucht einer—
seits und nach Bibundi andererseits gebaut,
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welcher später bis Bimbia weiter geführt werden
soll. Ein massives Haus für die Kru-Arbeiter
des Bezirksamts und des botanischen Versuchs-
gartens ist im Bau begriffen und geht seiner
Vollendung entgegen.
Sowohl für Viktoria, wie auch für Kamerun
sind weitere Neubauten und Anlagen beabsichtigt
und dringend nöthig. Außer der Hauptstraße
von Bibundi bis Bimbia empfiehlt es sich, auf
dem Vorsprunge zwischen Kriegsschiffsbucht und
Bimbia eine Villenkolonie für Kranke und
Genesende anzulegen. Der Platz eignet sich um
so mehr dazu, da die in unmittelbarer Nähe
liegenden Teusz-Quellen ein sehr gutes Mineral-
wasser für viele Kranke liefern und der Platz
von Bimbia, wie auch von der Plantage aus
—.
stets mit frischem Fleisch und Gemüse versorgt
werden kann. In Bimbia ist von der Plantage
aus ein großer Viehpark angelegt worden, der
den Bedarf in nächster Zeit vollständig zu decken
im Stande sein wird. —
In Kamerun selbst sind eine feste Landungs-
brücke, ein guter Strandweg, ein größeres
Gefängniß, sowie vor allem eine neue geräumige
Kanzlei mit Wohnung für den Kanzler und
Amtsdiener oder Kanzlisten ein unabweisbares
Bedürfniß geworden. Es ist zu hoffen, daß
recht bald die nöthigen Geldmittel dazu flüssig
gemacht und dadurch den jetzt immer noch sehr
beengt wohnenden Beamten gesundere und
luftigere Wohnungen geschaffen werden.
Zum Schluß sei noch bemerkt, daß auf der
Karte manches sich befindet, dessen hier wegen
beschränkten Raumes keine Erwähnung geschehen
ist, z. B. Hühnerhäuser, Taubenhäuser, Anlage
von Durchlässen, kleineren Brücken, Grenzpfeilern,
Denkmälern, Thoren u. s. w.; auch sind die stets
vorkommenden, größeren und kleineren Repara-
turen außer Acht gelassen.
F. A. Schran,
Bauinspektor beim Kaiserl. Gouvernement Kamernn.
Aus dem Schutzgebiet der Marschall-Inseln.
S. M. Kreuzerkorvette „Alexandrine“ hat
im Mai d. J. die Marschall-Inseln besucht.
Die Korvette traf am 10. Mai in der Lagune
von Jaluit ein und wartete die Rückkunft des
Kaiserlichen Kommissars Biermann ab, welcher
auf einer Reise nach der Insel Nauru ab-
wesend war. Nach Eintreffen desselben wurde
der Insel Namorik ein Besuch abgestattet,
woselbst der Kaiserliche Kommissar verschiedene
Geschäfte zu erledigen hatte. Ende Mai ver-
ließ die Korvette das Schutzgebiet, um die
Rückfahrt nach Apia anzutreten. Die Zustände
im Schutzgebiet der Marschall-Inseln mit Be-
zug auf das Verhältniß zu den Eingeborenen
sind in jeder Beziehung befriedigende. Dagegen
haben leider die Masern, welche durch ein
Missionsschiff aus Honolulu eingeschleppt worden
sind, zahlreiche Opfer unter den Eingeborenen
gefordert.
———
Die wissenschaftlichen Lammlungen Emin Paschas.
Emin Pascha, welcher im Verein mit
Dr. Stuhlmann auf seiner Expedition nach
dem Viktoria Nyanza auch seine wissenschaft-
lichen Studien durch Sammeln und Bovbach-
tungen fortzusetzen gedenkt, hat sich bereit er-
klärt, seine Sammlungen in erster Linie den
hiesigen Königlichen Instituten zu überlassen.
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