Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

hafte Reinigung schließen. Da die Eigenschaften, 
welche man an eine gute Waare stiellt, vor- 
handen sind, so ist es nicht ausgeschlossen, daß, 
wenn bei der Reinigung mit der nöthigen 
Sorgsalt verfahren wird, die angedeuteten 
Mängel sich mehr oder weniger verlieren und 
dadurch den Werth der Waare erhöhen. 
Das Haar der braunen Waare (Nanking) 
ist morsch; derartige Baumwolle ist nur in 
Verbindung mit besser und kräftig gestapelten 
Sorten zu verarbeiten und zur Verwendung 
für Waaren geeignet, die im gefärbten Zustande 
verkauft werden. Werth ca. 22½ Pfg. per 
½ kg; es erscheint aber sehr zweifclhaft, ob selbst 
zu diesem billigen Preise belangreiche Quanti- 
täten würden verkauft werden können. 
Ueber die Ernte (B) änßerte sich die 
Vremer Baumwollenbörse unterm 1. August 
d. J. wie folgt: 
Nr. 1 (Sea JIsland) ist von schlechter 
Farbe und enthält einen großen Theil fast 
werthloser Flocken. Der Rest hat einen langen 
seidigen Stapel. Ungefährer Werth 50 bis 
60 Pfg. per ½ kg. Bei Ausmerzung obiger 
Fehler dürfte die Baumwolle 10 bis 20 - 
per ½ kg mehr werth sein. 
Nr. 2 (Upland Hawkin Prolific Cotton) 
ist ziemlich braun in Farbe, von unregelmäßigem, 
wohl „lair“ Stapel und werthet ca. 40 bis 
43 Pf. per ½ kg. 
Von der Ernte C sandte Goldberg von 
jeder Sorte behufs besserer Beurtheilung zwei 
Proben, eine ohne, die andere mit Kernen, 
weil durch das beim Mangel geeigneter Vor- 
richlungen erforderliche Abpflücken mitden Fingern . 
die Wolle leicht schmutzig und durch die größere 
Anzohl gerrissener Fäden minder werthvoll wird. 
Die Proben sind der Bremer Baumwollen= 
börse vorgelegt worden, damit diese über jede 
Sorte Preisnotirung über entlernte Baum- 
wolle bei Ballensendung mache, um alsdann 
die rentabelste und in Togo best gedeihendste 
Sorte aussuchen und allein zur Kultur ver- 
wenden zu können. Goldberg selbst äußert 
sich über die welten Sorten wie folgt: 
Nr. 1. Sea Island. 
Die Wolle ist seidenartig fein, hat langen 
Nagel und ist wohl als gutes Produkt zu 
bezeichnen. 
Dagegen spricht: Die Kapseln entfalten viele 
Amerikanische: 
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Kerne und diese wenig Wolle. Das Innere 
der Kerne scheint eine Lieblingsspeise einer 
tleinen Naupensorte zu sein, und haben die Kerne- 
durch die Naupen stark zu leiden, sind wohl " 
den Insekten auch deshalb mehr zugänglich, 1 
weil die Kerne mehr frei liegen, bei den anderen 
Sorten durch das dichter behaart sein mehr 
geschütt sind. Der Strauch gedeiht auf Latorit 
lümmernd und stirbt nach einem Jahre ab. 
Nr. 2. Sea-Island. Indische: 
Die Wolle ist gröber und von kurzem 
Stapel. Die Kerne sind dichter mit Wolle 
besetzt, daher Ertrag reicher wie obige. Der 
Strauch wäre nur einjährig zu kultiviren. 
Nr. 3. Upland. Amerikanische: 
Die Wolle 4— fein hat aber einen kürzeren 
Stapel als Nr. Der Strauch gedeiht auf 
Latorit auch im zweiten Jahr, doch ohne 
besonders reiche Erträge zu liefern. 
Nr. 4. Upland. Indische: 
Die Wolle ist von kurzem Stapel und 
grobem Haar. Die Pflanze gedeiht auf jedem 
Boden, doch würde eine Kultur der geringen 
Erträge selber kaum lohnend sein. 
Nr. 5. Nanling. 
Diese auch als zweijährig behandelte, gut 
gedeihende und reiche Erträge liefernde Staude 
wird für hier kaum Bedentung finden, da der 
Stapel sehr kurz und die Wolle leicht mürbe 
wird. 
Vielleicht ließe sich durch Mischung mit 
Sea- Island eine Pflanze schaffen, die ein 
marltsähiges Produkt liefert, und werde ich 
weilere Versuche hiermit vornehmen. 
Nr. 6. Probe eines Blendlings, entstanden 
durch Befruchtung einer Sea= Islandsblüthe 
mit Nankingblüthenstaub. 
Wolle ist von gelblicher Färbung, ist 
Der 
Die 
äußerst fein und von langem Stapel. 
Strauch gedeiht wie Nr. 1 
Die bis jetzt genannten Proben sind nur 
auf Latorilboden lultivirt worden. 
Nr. 7. Upland. Amerikanische, soge- 
nannte Iawkin Prolific-Cotton. 
Die Wolle ist zwar gröber und von kürzerem 
Stapel wie Sea-Island, doch bringt die Pflanze 
dafür reiche Erträge und gedeiht auf Latorit 
und Sandboden, auf leßterem am besten. 
Die Pflanzen sind im zweiten Jahr fast 
kräftiger wie im ersten. 
Das diesjährige Beschneiden der Büsche 
in Lome hatte einen bedeutend größeren Ertrag, 
als das Nichtbeschneiden in Porto Seguro zur 
Folge. Die Erträge sind gut zu nennen. 
“ Kultur ist sehr zu empfehlen. 
s Urtheil der Vremer Baumwollenbörse 
iber se sieben Proben lautete: 
Nr. 1 langer seidiger Stapel, Werthca. 70 Pf. 
pro ½ kg.
	        
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