Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Wie aus meinen früheren Berichten schon hervor- 
geht, sind die politischen Verhältnisse in dem Gebiet 
zwischen Uhehe im Osten, Riekwa im Norden, Tanga- 
nyika im Westen und unserer Südgrenze geregelt. 
Die Verhandlungen mit den Makwankwara schweben 
noch, berechtigen jedoch zur besten Hoffnung, nachdem 
Mharuli, der Oberhäuptling dieses mächtigsten 
Stammes in Deutsch-Ostafrika, mich leider umsonst 
14 Tage in Wiedhafen zum Schauri erwartet hat. 
Was die Erfolge anbetrifft in der unmittelbaren 
Unterdrückung des Sklavenhandels, so verweise ich 
auf die Beseitigung aller Mittel zum Sklaventrans- 
port auf dem See, die Befreiung von über hundert 
eben geraubten Sklaven aus den Händen der Wa- 
wemba und nachdrückliche Bestrafung dieser Räuber 
sowie des Nyikahäuptlings Sunda und die dies- 
bezügliche Einschüchterung des uns befreundeten 
Häuptlings Merere, dessen geradezu unentbehrliche 
Hülse zu Maßnahmen gegen die Wahehe ich ge- 
sichert habe. 
Zu erwähnen ist noch, daß ich, um Naum in 
Langenburg zu schaffen für das Lagerhaus des 
Dampfers und den Arbeitsschuppen für kleinere Re- 
paraturen und um die Feuersgefahr zu verringern, 
das Fort vergrößert habe, ohne ihm dabei seine 
Festigkeit zu nehmen. 
An dieser Stelle möchte ich nicht verfehlen, auch 
der erfolgreichen Thätigkeit des Dr. Bumiller 
während der ganzen Expedition zu gedenken, denn 
abgesehen von der ganzen geschäftlich pekuniären Leitung 
der Expedition und der Vorbereitung der Uebergabe 
an das Reich, lag die Durchführung der politischen 
Aufgaben nördlich des Sees fast ausschließlich in 
seinen Händen, die er dank seiner afrikanischen Er- 
fahrung in durchaus sachgemäßer Weise erledigt hat. 
Ebenso bin ich Herrn v. Eltz, der die Fertigslellung 
des Dampfbootes in überraschend kurzer Zeit und 
zu dem oben besprochenen Resultat geleitet und durch- 
geführt hat, für seine thätige Unterstützung meiner 
Aufgabe zu großem Dank verpflichtet. 
Allen übrigen Milgliedern der Expedition kann 
ich dienstlich nur das beste Zeugniß ausslellen. So 
glaube ich mit dem in diesem Schlußbericht gemel- 
deten Resultat die mir vor zwei Jahren gewordene 
Aufgabe erfüllt und weitere Kulturarbeit in diesem 
Theile Ostafrikas derartig vorbereitet zu haben, daß 
einer gedeihlichen Entwickelung die Wege geebnet sind. 
Mit dem Gefühl, den Verhältnissen entsprechend 
durch die hingebende Arbeit meiner Offiziere unter- 
stützt, meine Schuldigleit gethan zu haben, übergebe 
ich in den nächsten Tagen das hier Geschaffene dem 
hierher gesandten Kommissar des Kaiserlichen Gou- 
verneurs von Deutsch-Ostafrika, gehe dann nach Dar- 
es-Saläm, um den Herrn Gouverneur des Näheren 
in die hiesigen Verhältnisse einzuführen und erwarte 
dort weitere Befehle von meiner vorgesetzten Behörde, 
da ich nach dem Rath der Aerzte ohne emstliche 
Gefährdung meiner Gesundheit mit meiner seit 
15 Jahren eines europäischen Winters entwöhnten 
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Konstitution nicht direkt von hier in die kalte Saison 
der Heimath zurückkehren kann. 
(gcz.) v. Wissmann, 
Kaiserlicher Kommissar in Ostafrika, 
Major à la suite der Armee. 
  
Blantyre, den 12. November 1893. 
An die Ausführungskommission der 
deutschen Antisklavereilotterie. 
Dem verehrten Komitee melde ich sehr ergebenst, 
daß am 18. Oktober d. Is. in der Station Langen- 
burg die Uebergabe der Expedition an den Kommissar 
des Gouverneurs von Ostafrika, Kompagnieführer 
Prince, und den Generalvertreter des Antistlaverei- 
komitees, Herrn Wyneken, stattfand. Ich überließ die 
weitere Disposition über das Expeditionsmaterial, d. h. 
ob dasselbe auf das Reich oder auf das Antisklaverei- 
komitee übergehen sollte, den beiden beauftragten Herren 
selbst und ging am 19. desselben Mts. mit der ganzen 
abgehenden Expedition an Bord des „H. v. Wissmann" 
nach Süden, um das Dezemberboot in Chinde noch 
zu erreichen und die Soldaten sobald als möglich 
abzumustern. Wie Herr Wyneken dem verehrten 
Komitec mitgetheilt haben wird, habe ich vorbehaltlich 
eines nicht wahrscheinlichen Einspruches von Seiten 
der Zeichner der von mir beschafften Mittel auf 
Alles aus diesen Erworbenen, soweit es nicht zur 
Ausrüstung der Station und des Dampfers noth- 
wendig erschien, zu Gunsten des Antisklavereikomitees 
verzichtet. Es betrifst dies hauptsächlich die Feld- 
bahn, die von mir konstruirten und außerordentlich 
bewährten Wagen mit vertiefter Achse, eine große 
Anzahl von Waffen u. s. w. 
Ich habe mir erlanbt, in der Hoffnung, daß dieser 
bei allen Expeditionen gebräuchliche Schritt von dem 
verehrten Komitee sanktionirt wird, den Mitgliedern 
der Expedition eine Jagdwaffe, die sie während der 
Zeit geführt haben, als Andenken an die Expedition 
im Namen des Komitees zu schenken. 
Am Südende des Sees angekommen, traf uns 
zunächst die Nachricht, daß der aus Gesundheits- 
rücksichten heimgesandte Lieutenant v. Bronsart beie 
einer gelegentlich seiner Thalfahrt am Shirc unter- 
nommenen Büffeljagd von einem Büffel durch den 
Oberschenkel gestoßen, jedoch nicht lebensgefährlich 
verwundet war. Von Fort Johnston setzten wir die 
Südfahrt bis Matope in unserm Leichter und Boot 
fort; hier legte sich Proviantmeister Fuchs mit einem 
perniziösen Fieber nieder und starb nach dreitägiger 
Krankheit. Seine große afrikanische Erfahrung, sein 
unermildlicher Eifer und seine bis dahin geradezu 
abnorm kräftige Konstitution besähigten ihn, der 
Expedition Dienste zu leisten, die uns Alle dem 
Dahingeschiedenen zu großem Danle verpflichten. Das 
verträgliche und stets heitere Wesen des Verstorbenen 
machten ihn stets zum guten Kameraden und an- 
genehmen Begleiter. Bei allen Gefechten machte
	        
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